diesner bauten

"Die Bedeutung architektonischer Begriffe in der Sprache"

Studienarbeit im Fach "Theorie des Entwerfens"

Institut für Gebäudelehre und Entwerfen
Prof. Roland Ostertag, Technische Universität Braunschweig

1997

"Die Brust des Menschen müßte Fenster haben."
Vitruv


Einleitung


Der Prozeß des Entwerfens von Architektur und die Lehre über das habhaft werden dessen geschieht über zwei ganz unterschiedliche Medien. Zum einen durch die Zeichnung und das Modell, welche die Ergebnisse einer bestimmten Stufe der Annäherungan das Problem der Bauaufgabe darstellen zum anderen die gedankliche und sprachliche Auseinandersetzung darüber, was entstehen soll, was entworfen werden will. Gedanklicher Prozeß ist dabei neben dem Bilde im Kopf hauptsächlich als sprachliche Bildung im Stillen zu verstehen. Wird der Gedanke nach außen getragen, disponiert, so ist es Kommunikation direkter sprachlicher Austausch, der als Medium die Architektur darstellt. Diese Sprache über die Architektur und die dazu nötigen Worte und die Vorstellungen des Entwerfenden von diesen Worten, also dessen Begriff der Worte, sowie die Entscheidungsentwicklung in der sprachlichen Auseinandersetzung beeinflussen das architektonische Ergebnis. Dieses Phänomen ist im Begriff der "Architekturdebatte" derzeit überall präsent. Auch die Lehre an den Hochschulen für Architektur beweist die Wichtigkeit des gesprochenen Wortes in bezug auf die Architektur.

Hier geht es nämlich darum, eine präzise Fachsprache zu erlernen, die "architektonischen Begriffe" in einen verständlichen Bedeutungszusammanhang zu setzen. In Korrekturgesprächen über einzelne Entwürfe, in Gruppengesprächen, Abgabegesprächen, Präsentationen, Werkstattgesprächen und Diplomverteidigungen findet dieser sprachliche Austausch statt. Durch ständige Reflexion der Gespräche und der daraus folgenden Wertungen werden die Bedeutungen der Begriffe erfaßt, übernommen, gegebenenfalls erweitert oder abgelehnt. Eine ähnliche Wechselwirkung entsteht in der Auseinandersetzung mit Literatur, die als geschriebenens Wort fungiert.
Doch was macht die Bedeutung der Begriffe aus, was sind architektonische Begriffe überhaupt und wie werden sie über die Architektursprache hinaus angewendet? Diesen Fragen versucht die vorliegende Schrift nachzugehen. Dabei sind von vorneherein einige Abgrenzungen nötig, um einen Rahmen zu schaffen, der eine Überschaubarkeit der Thesen und Ergebnisse zuläßt. Ein Rahmen der verhindert, sich in der Fülle der bestehenden sprachwissenschaftlichen und philosophischen Ansätze zu verlieren.

Zum ersten wird das Thema ausschließlich anhand der deutschen Sprache und im europäischen Kulturraum bearbeitet, ohne Betrachtung der speziellen syntaktischen Eigenschaften des Deutschen. Desweiteren wird auf eine im wissenschaftlich korrekten Sinne geschlossene Beweisführung über die Existenz von Begriffen und Bedeutungen verzichtet, da ein solches Vorhaben nur zu fruchtloser Redundanz von sprachphilosophischen Gedankengebäuden führt, die einen hohen Abstraktionsgrad bzw. ein Übertragungsmuster in die Mathematik, speziell in die Mengenlehre und die Axiomstheorie voraussetzen.
Im Anhang findet sich exemplarisch eine solche Beweisführung zu Anschauungszwecken. Bildmaterial wurde bewußt ausgeklammert, um der Bedeutungsvielfalt der Begriffe keine spezielle bildhafte Fixierung beizulegen, und um das Medium Wort an sich in den Vordergrund zu stellen.

Zur Sprache

Der Erwerb der Sprache als Lautsprache ist mit dem ersten Schrei des geborenen Menschen abgeschlossen. Im Grunde bildet dieser Schrei das Tor zu allem, was die Sprache für den Menschen ist, nämlich sich selbst in die Welt stellen, sich Bedeutung und Ausdruck verleihen, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Was danach folgt sind Ausdifferenzierungen. Das Kleinkind nimmt beim Erwerb des Wortschatzes immer neue Lautausformungen auf und verbindet sie mit komplexen Sinnesstrukturen im Hirn. In der Sprachwissenschaft finden sich interessante Betrachtungen über diese Strukturen. Man geht davon aus, daß die zu benennenden oder zu begreifenden Dinge und Phänomene erst durch eigene Erfahrung zugänglich gemacht sein müssen, um die Verknüpfung mit Elementen der Sprache zu gewährleisten. Eine Annahme, die gut zu begreifen ist und die sicher zutrifft, denn wie sich im Abschnitt "Zur Bedeutung" zeigen wird, hat dieser Umstand wesentliche Auswirkungen auf die Bedeutungsvielfalt der Begriffe.

Andererseits vermutet man, daß Kinder beim Erlernen von Sprache Zugriff auf ein biologisch schon vorhandenes, strukturelles Gerüst haben, das es ermöglicht die Abwandlungen einzelner Begriffsformen sofort und selbstverständlich einordnen zu können. Man spricht hier vom angeborenen Sprachvermögen, das allen Menschen kulturunabhängig innewohnt, und das in der strukturellen Ähnlichkeit aller menschlichen Sprachen sichtbar wird. Chomsky geht sogar soweit zu sagen, daß nicht nur ein syntaktisches Gerüst, sondern auch konzeptuelle Systeme schon von Geburt an vorhanden sind: "Die Konzepte, die, unabhängig von Erfahrung verfügbar sind, um mit Wörtern in einer menschlichen Sprache verbunden (oder durch sie bezeichnet) zu werden, stellt nicht einfach nur eine Liste dar. Vielmehr sind sie, ebenso wie die Laute der Sprache, Teil systematischer Strukturen, die auf bestimmten elementaren, immer wiederkehrenden Begriffen und Prinzipien der Kombination beruhen. Ideen wie Handlung, Agens der Handlung, Ziel, Absicht und andere gehen auf eine komplexe Art in die Konzepte des Denkens und Sprechens ein." (Naom Chomsky, Probleme sprachlichen Wissens, S.29).

Unterstützt wird diese Annahme meiner Ansicht nach durch die Erkenntnis der Neurologie, daß sich im menschlichen Gehirn ein relativ klares Gebiet umrei.in läßt, das für Sprache zuständig ist. Die Lokalisierung ist dabei schon so genau, daß sich Sprachstörungen operativ behandeln lassen oder der Vorgang des Verstehens anhand von Gehirnstrommessungen wissenschaftlich erforschbar wird. Doch zurück zum Spracherwerb. Den Wortschatz, den das Kind erlernt, übernimmt es von der Mutter (deshalb auch Muttersprache genannt) und von anderen es umgebenden Menschen, mit denen es interagiert. Das Entstehungfeld dieses Wortschatzes liegt für uns im Dunkeln. Das ist ganz einfach deshalb so, weil die Erfindung der Lautschrift erst in weitentwickelten Sprachkulturen stattfindet, somit die Anfänge nicht dokumentiert sind. Dennoch läßt sich erahnen, daß die Emotion und der lautmalerische Ausdruck dieser einen starken Einfluß auf die Wortbildung hatten. (Die Theologie hingegen sieht Gott als Wortgebenden.) 

Diesem tradierte Wortschatz sind jedoch zunächst nur die elementarsten Bedeutungen beigelegt, die im Laufe Zeit immer wieder erweitert werden, so durch die Einführung der Schrift, durch schulische Weiterbildung des Sprachvermögens, durch dazulernen anderer Sprachen, seien es natürliche (Muttersprachen), künstliche (Mathematik, Programmiersprachen) oder entfremdete, wie die Fachsprachen, in denen Begriffe eine fachspezifische Bedeutung erhalten. An dieser Stelle möchte ich denü Übergang zum architektonischen Begriff ansetzen. 

Zum architektonischen Begriff

Es gibt keinen architektonischen Begriff. Wie die Zusammensetzung an sich schon vermuten läßt, finden sich in der Sprache Begriffe mit einer architektonischen Bedeutung oder einem solchen Verwendungszweck, jedoch zerstreuen sich diese Begriffe ebenso auf vielfältige andere Anwendungsfeider, sodaß eine Begriffsklassifizierung unter "architektonischer Begriff" ein nicht zu lösendes Unterfangen darstellt, zumal, wenn die Klassifizierung im wissenschaftlich korrekten Sinne stattfinden soll. Trotzdem möchte ich versuchen, eine Normalform im Sinne Hilary Putnams aufzustellen, die ansatzweise eine Liste von Begriffen erzeugt, die genauer untersucht werden kann:
Normalform für den Begriff "architektonischer Begriff":
Syntaktischer Marker: Objekt, konkret, Nomen
Semantischer Marker: Artefakt
Stereotyp: erzeugt Raum, dient einer Funktion,ist archaisch, bewegt sich nicht
Extension: Bauzeug

Mit Syntaktischer Marker ist das Auftreten des Begriffs im Satzbau und seine grammatikalische Form markiert. Semantischer Marker meint den Bedeutungszusammenhang mit der Welt, also welches Verhälnis der Begriff zur natürlichen Welt etwa hat. Unter Stereotyp (ein Begriff den Putnam selbst erfunden hat, und der seit dem eine Anwendungsexplosion erlebt hat) sind immer wieder gültige Charakterisierungen zusammengefaßt, die auf den Begriff zutfeffen.Extension schließlich ist der Oberbegriff, unter dem die Wortmenge zusammengefaßt werden kann. Die aus den Anforderungen der Normal-Form entstehende Reihe von Begriffen ist sicher nicht als endlich anzusehen, ebensowenig wie sie alle architektonischen Be g riffe beinhaltet. Das liegt an einer Eigenart der Sprache, die in der Analyse nur schwer zu erfassen ist, nämlich die der übertragbarkeit von Begriffen in einen völlig anderen Bedeutungszusammenhang (s. Zur Bedeutung). So finden sich in der Sprache noch Begriffe mit architektonischer Bedeutung, die durch die Normal-Form nicht oder nur teilweise erfaßt werden. 

Diese Begriffe ergänzen das Wörterbuch und sind dadurch gekennzeichnet, daß die überschrift nicht unterstrichen ist. Die Gemeinsamkeiten der Begriffe lassen einen Schluß über die Bedeutung architektonischer Begriffe in der Sprache möglich erscheinen, jedoch erst nach einer Betrachtung des hierfür zentralen Begriffs der Bedeutung.


Zur Bedeutung

Die Bedeutung eines Begriffes zu erfassen, haben sich die unterschiedlichsten Disziplinen der Sprachwissenschaft zur Aufgabe gemacht. Auch die Philosophie ist stets darum bemüht, Bedeutungen zu reflektieren oder festzulegen, um im Kontext des philosophischen Werkes eine Klarheit erlangen zu können. In Zentrum dieses Kreisens um eine eindeutige Bedeutung stand und steht noch immer das aller Wissenschaft zu Grunde liegende Motivationsprinzip der Suche nach Wahrheit. Doch zur Verifizierung der Bedeutung schien die natürliche Sprache nicht geeignet zu sein, und man suchte die Lösung in der Übertragung der natürlichen Sprache und ihrer Logik (soweit man diese finden kann) in die Mathematik, denn diese versprach ein klares eindeutiges Ergebnis in Sinne von Ja-Nein, Wahr-Falsch, das wieder Rückschlüsse auf das eigenliche Problem in der natürlichen Sprache zuließe. Dabei werden Worte zu Elementen, die sich zusammenschließen lassen. 

Die so entstandenen Wortmengen lassen sich mathematisch logisch miteinander verknüpfen, liefern Teilmengen oder zeigen an ob, bestimmte Elemente Inhalt bestimmter Mengen sind, oder ob sie bestimmte festgeschriebene Definitionen (Axiome) erfüllen. (s. Anhang)  Ein anderer Weg, das Wesen der Bedeutung zu erfassen, wie ihn Ludwig Wittgenstein in seinen "Philosophischen Untersuchungen geht, ist die Simulation des Erlernen der Bedeutungen, wie es das Kind erlebt. Dabei wird versucht durch bestimmte Befehls- und Ausführungsschemata, sogenannte Sprachspiele, den Aneignungsprozeß zu beleuchten und sowohl durch Anwendung der rationalen Analyse wie auch der rein philosophischen Betrachtung Regelmäßigkeiten aufzudecken, die zum Entstehen von Bedeutung führen. Ein Versuch, der im Gegensatz zum oben beschriebenen den Bezug zur natürlichen Sprache stärker berücksichtigt.

Aus den beiden angeführten Herangehensweisen an das Thema läßt sich eine grundsätzliche Zweiteilung der Auffassung von Bedeutung ausmachen:
Bedeutung als Extension
Bedeutung als Intension
Unter Extension eines Ausdrucks ist dabei die Nenge aller Dinge, auf die dieser Ausdruck zutrifft, zu verstehen. (Extension von Esel = Menge aller Esel) Intension bezieht sich auf das, was der Sprecher mit Verwendung des Begriffs meint und was von der Extension ganz und gar verschieden sein kann. (Intension von Esel = Dummkopf).

So einfach und einleuchtend diese Aufteilung zunächst erscheinen mag, so viele Unklarheiten liegen in ihr verborgen im Anliegen sich wieder auf den Ursprungsbegriff "Bedeutung" zusammenschließen zu lassen. Eine gute Beschreibung dieser Unklarheiten findet sich in: H. Putman, Die Bedeutung von Bedeutung 5.25 ff., die an dieser Stelle nicht ausgeführt werden soll. Anmerken möchte ich nur, daß diese Unklarheiten in der eingangs erwähnten unterschiedlichen Herangehensweise an die Bedeutung begründet liegen. Gehen doch die "Extensionisten" eher mit wissenschaftlich, unbeseeltem Verhältnis an den Wortschatz heran, versuchen ihn im Sinne des Glaubensbekenntnisses der Wissenschaft von seinem Metacharakter zu befreien, während die "Intensionisten" den Sprecher und seinen psychischen und soziokuiturellen Hintergrund zum Gegenstand ihrer Bemühungen machen.

Um so interessanter ist es diese beiden Ansätze im Werk eines Philosophen, der entscheidend zur Sprachphilosophie beigetragen hat, vereint zu sehen.
Ludwig Wittgenstein war zunächst den wissenschaftlich, mathematischen Weg gegangen, aus dem sein "Tractatus logicus" entstand. (Schon in der Taufe des Werkes mit einem lateinischen Namen spiegelt sich der klassisch wissenschaftliche Anspruch wider.) Später verwarf er alle darin angestellten Überlegungen und begann seine "Philosophischen Untersuchungen", an deren Ende er zu dem folgenden Ergebnis gelangte:
"Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Alle Erklärung muß fort, und nur Beschreibung an ihre Stelle treten. Die Philosophie ist nicht Erörterung von letztlich unlösbaren Problemen, sie ist in Wirklichkeit rein deskriptiv, nämlich Beschreibung des Gebrauchs von Wörtern." (aus: Wilhelm Weischedel, Die philosophische Hintertreppe, S.289)

Ein meiner Meinung nach fast schon versöhnlich anmutender Schluß, der beide Seiten wiedervereint, nämlich die wissenschaftliche Analyse, "wo'' der Gebrauch "wie" stattfindet und die daraus folgende Beschreibung, die die Beseelung des Wortes durch die Menschen und die kulturellen Zusammenhänge dokumentiert. Zudem trägt dieser Ansatz der Flexibilität der Sprache Rechnung, da sich die Verwendung der Worte mit der Zeit ändert und die Bedeutungen sich erweitern oder auch verlieren.

Nach dieser allgemeinen Betrachtung soll nun noch der "überzeichenmäßig Charakter" der Sprache im Zusammenhang mit seinen Auswirkungen auf die Bedeutungsvielfalt von Begriffen erläutert werden. Es geht hierbei in wesentlichen darum, auf welche Weise das Wort, und das, was es bezeichnet miteinander in Beziehung stehen.

Zu Beginn dieser Beziehung steht der elementare Vorgang des Benennens der Dinge durch tradierte Laute bzw. Worte. Durch diese zunächst eindeutige Zuweisung vermag die Sprache durch Aussprechen das jeweilige Ding im Geiste des Hörers aber auch des Sprechers erscheinen zu lassen. Es wird also ein Bild erzeugt, und gleichzeitig eine Vielzahl von emotionalen, subjektiven Konnotationen affiziert. Zu den erzeugten Bildern, die je nach sprechender bzw. hörender Person leicht differieren, läßt sich ein Urbild vermuten, das alle Abbilder auf sich vereint, daß jedoch weder real noch in sonstiger Form existieren kann. In der Theologie wird diese Tatsache in einer Art Gottesbeweis zu Beginn des Johannes-Evangeliums sichtbar: 'Am Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist." (1. Joh. 1;1-3). Durch jedes weitere Abbild, das eben über dem Urbild entsteht, wird das Urbild in dem Maße konkreter und auch abstrakter, wie sich die Abbildmenge vergrößert. Desweiteren sind im Urbild alle jemals möglichen Abbilder schon enthalten. 

Bei der Entstehung der Abbilder lassen sich zwei primäre Felder ausmachen. Zum einen das rein bildliche, symbolische Übertragungsfeld, in dem das Wort auf das Bild selbst verweist, zum andern das zeichenhafte, "übertragene" Übertragungs feld, in dem das Wort auf etwas anderes verweist. Diese beiden Übertragungsfelder finden sich in den Grimmschen Wörterbüchern als "bildlicher" und "übertragener Gebrauch".Desweiteren sind im Urbild alle jemals möglichen Abbilder schon enthalten. Bei der Entstehung der Abbilder lassen sich zwei primäre Felder ausmachen. Zum einen das rein bildliche, symbolische Übertragungsfeld, in dem das Wort auf das Bild selbst verweist, zum andern das zeichenhafte, "übertragene" Übertragungs feld, in dem das Wort auf etwas anderes verweist. Diese beiden Übertragungsfelder finden sich in den Grimmschen Wörterbüchern als "bildlicher" und "übertragener Gebrauch".

Am Beispiel des Begriffs "Stufe" seien die vorangegangenen Ausführungen nochmals verdeutlicht (Das Problem der Verallgemeinerung sei im folgenden ausgeklammert - es gibt ja durchaus Menschen, die nicht sprechen können, die jedoch ein anderes Kommunikationssystem zur Verfügung haben, über das ich keine Kenntnis besitze. Hier sei noch angemerkt, daß es sicher hoch brisant wäre, zu überprüfen, ob all die angestellten Überlegungen auch auf solche Menschen in gewisser Weise zutreffen.)
Jeder Mensch lernt als Kind, was man als "Stufe" bezeichnet. Man möge versuchen, sich das Urbild von "Stufe" einmal vorzustellen. Es sei klargestellt, daß mit Urbild nicht etwa ein besonders altes, archaisches kein in der eigenen Erinnerung besonders weit zurückliegendes, kein besonders abstraktes Bild gemeint ist. Man wird feststellen, daß es nur gelingt, verschiedene Abbilder zu erzeugen, die den Begriff "Stufe" zulassen, seien es selbst gesehene, oder auch eigens konstruierte. 

Die meisten dieser Abbilder haben bildhaften Charakter im Sinne von: sehen aus wie "Stufe", belassen ihnen zunächst aber ihren rein objekthaften Charakter (Treppenstufe, Gebirgsstufe, Gebäudestufe) Gleichzeitig verweist die "Stufe" (zeigt die "Stufe" auf ihren Zusammenhang mit der natürlichen Welt, beinhaltet das Urbild auch den Kontext, in dem Stufe" steht. (In "Zum architektonischen Begriff" war dies als semantischer Marker bezeichnet) Dieser Kontext setzt sich aus psychisch-physischem Umgang, soziokultureller Erscheinung und gesellschaftlicher Wertung zusammen (Stereotyp) Für "Stufe" könnte z.B. folgender Kontext stehen:
Physisch: Die Erfahrung, daß man beim Besteigen einen weiteren Blick erhält, eine Kraftanstrengung damit verbunden ist.
Psychisch: Die Angst vor dem Fallen.
Sozio-kultureil: Daß die "Stufe" oft nur ein Abschnitt darstellt, der Teil eines Systems (Treppe) ist. Daß die "Stufe" gebraucht wird, um die Erreichbarkeit des Höhergelegenen zu symbolisieren.
Gesellschaftlich wertend: Das Erstrebenswerte, "Stufen" hinauf zu gehen.

In der Übertragung mit diesem Kontext, oder Teilen dessen findet sich der Gebrauch von Stufe" im Sinne von 'verhält sich wie, "sei wie". So verwendet, zeigt das Wort "Stufe" also auf etwas anderes hin. (Kulturstufe, Entwicklungsstufe, Baustufe).
Die meiner Ansicht nach schönste Eigenschaft der Sprache, die sich aus diesen Übertragungen ergibt, ist, daß jeder Mensch eine für sich spezielle eigene Sprache entwickeln, aber dennoch von allen anderen Menschen verstanden werden kann.
Als Hauptteil dieser Arbeit stehe nun eine Auflistung der ermittelten "architektonischen Begriffe" mit den dazugehörigen Bedeutungen, wie sie sich im umfangreichsten Wörterbuch zur deutschen Sprache, dem "Deutschen Wörterbuch" finden. Jakob und Wilhelm Grimm haben die Idee zu diesem Wörterbuch ins Leben gerufen und das Werk stellt im Grunde genommen auch die Umsetzung des Wittgensteinschen Bedeutungsbegriff dar, sowohl im Hinblick auf die Deskriptivität, als auch im Respektieren der Bedeutungswandlungen im Laufe der Zeit.

Einleitung Wörterbuch
 
Zu den im folgenden aufgeführten Begriffen und deren Bedeutungen sei dies vorausgestellt:
Das Fundament für die Zusammenstellung bildete das Deutsche Wörterbuch von Jakob und Willhelm Grimm. Das Werk entstand zwischen 1838 und 1960 unter der Mitarbeit mehrerer Generationen von Philologen; das heißt die zur Zeit abgeschlossen vertriebene Form des Werkes. Da die Bedeutungsvielfalt der einzelnen Begriffe jedoch unerschöpflich ist und sich im Laufe der Zeit erweitert, wird kontinuierl i ch an der Ergänzung gearbeitet und es erscheinen weiterhin Neuerungen, die sich im Moment auf wenige Buchstaben beschränken.
Es handele sich im folgenden um Auszüge aus dem Deutschen Wörterbuch. Die Herkunfts- und Abstammungsgeschichte der Begriffe trat dabei zurück und fand nur bei besonders interessanten Verbindungen zur Bedeutung Eingang in die Auszüge. 

Aus den Angaben über Bedeutung und Gebrauch der Begriffe sind ebenfalls nicht alle im Deutschen Wörterbuch wiedergegebenen aufgeführt, sondern eine Auswahl zusammengestellt, die die meiner Meinung nach eindrücklichsten und wichtigsten, sowie die überraschend andersartigen Bedeutungen berücksichtigt.
Desweiteren sei darauf hingewiesen, daß die Rechtschreibung de_: Teilen, die _.: den Autoren des Wörterbuches selbst stammen, in eine derzeit gültige Rechtschreibung überführt ist. Die in Anführungszeichen stehenden Literaturzitate wurden dahingegen buchstäblich übernommen, um einen amüsanten Einblick in die Veränderung der Schreibweise zu bieten.
Unter den einzelnen Begriffen findet sich zunächst meist ein Verweis auf die Herkunft oder eine allgemeingültige Bedeutung, darunter sind die einzelnen Verbreitungen der Begriffe durch ein "-" aufgeführt.

Das Deutsche Wörterbuch gilt als das umfassendste seiner Art überhaupt und bietet einen nahezu unerschöpflichen überblick über den Bestand und die Entwikklung der deutschen Sprache seit dem 15. Jhd. bis heute. Es gehört zum Präsenzbestand vieler Bibliotheken und findet sich in Braunschweig in der Universitätsbibliothek in der Stadtbibliothek, in der öffentlichen Bücherei und im Seminar für Germanistik. Die Wichtigkeit des Werkes wird deutlich, wenn man es ausleihen möchte. Einzig die Universitätsbibliothek erklärte sich bereit, mir einzelne Bände über Nacht zu leihen und so diese Arbeit zu ermöglichen.

A
Achse
Ansicht


B
Balken
Bau
Block

Bogen

Breite

Brücke

Burg


D
Dach
Decke


E
Ecke
Entwurf


F
Fach
Farbe Fassade Feld Fenster Form
Fuge Fundament

G
Gang Gerüst Glas Grenze

H
Haus
Hof
Holz

L
Laden Lager

M
Maß Mauer

O
Ort

R
Rahmen Rampe Raum Reihe Richtung Riegel
Riß


S

Stahl
Stein
Stoff

Stütze
Stufe

T
Tiefe
Tor

Traufe Treppe
Tür

Tunnel
Turm

W
Wand Weite Wohnung

Z

Zeichnung
Zelle

Zeug
Zimmer Zone

Achse

Fahren und umdrehen: "Sich ruhig um eine Achse drehen"

"Daß hier die Achse der ganzen Kunstkenntnis gefestigt sei in dem Dombild zu Köln, wie es denn überhaupt als die Achse der niederrheinschen Kunstgeschichte angesehen werden kann." (Goethe 43,414)

- In der analytische Geometrie eine Gerade, die eine Dimension aufspannt. Speziell die drei kartsischen Raumkoordinatenachsen x,y,z, Spielgel- und Drehachsen.

- Durch den Zusammenhang von Geometrie und Architektur taucht Achse in der Architektur als eine Gerade auf, an der sich Elemente ausrichten: z.B. städtebauliche Achse, Sichtachse, Konstruktionsachse.

Ansicht

Sowohl das Anschauen als auch das angeschaut werden. Die Ansicht, der Anblick des Himmels, des Meeres. Ahd. in ansihte meres, It. in, facie maris, Fr. en face de le mer. Eine großartige überraschende Ansicht. Der Berggipfel, das Schiff kommt in Ansicht.

- Ansicht ist, was uns im Bilde entgegentritt. Aussicht, wie wir es von unserem Raume her entnehmen.

- Die Ansicht poetischer und plastischer Werke.

- Eine Ansicht des Lebens, der Natur, der Welt. Den Dingen eine heitere Ansicht abgewinnen. Nach meiner Ansicht, wie ich die Sache sehe, nach verbreiteter Ansicht, wie die meisten sie betrachten.

- In der Architekturdarstellung bezeichnet Ansicht meist die orthogonale Projektion von Gebäudeteilen, ausgehend von einem festgelegten Standpunkt.

Balken (Balke)

- Balke bezeichnet vorzugsweise lignum, das starke in Wänden und dem Dach des Hauses gelegte Holz. "er bawet eine halle mit seulen und dicken balken." (1.Kön. 7,6)

- Figürlich: Er schwört, lügt, daß sich die Balken biegen

- Weit verbreitet ist sodann die biblische Redensart "was siehstu aber den splitter in deines bruders auge und wirst nicht gewahr den balken in deinem auge." (Matth. 7,3) Oder: "Wer Kunst fragt den, der selbst nicht weiß, sucht Balken unterm Eis." (Kirchhoff)

- Zu Balken steigen bedeutet sterben, weil die Häute der Schafe auf dem Balken zum Trocknen ausliegen.

- In der Scheune wird der höhere Raum, sonst auch der Kornboden oder Speicher des Hauses Balke genannt.

- Poetisch steht der Balke für das Schiff selbst: "Ist noa und sein haus im balken fortgeschwommen." (Opitz)
- Wenn beim Pflügen zwischen zwei aufgeworfenen Furchen ein Streif aufgeworfenen Boden liegen bleibt, gilt dafür ebenso der Name Balken.

Bau

der Wurzel her nach bauen. Den wilden Tieren, die sich ihre Wohnung bauen wird ein Bau zugeschrieben, namentlich heißt die Fuchshöhle und die Dachshöhle Bau.

. Das Haus, die Wohnstätte der Menschen ist ein Bau.

- Häufiger aber ist Bau das Gebäude, die Errichtung des Hauses, an dessen Balken und Giebel nach Honmeyers Entdeckungen der Eigner sein Handgemal, sein Bauzeichen in Gestalt alter Runen setzte.
Dieser Bau leidet vielfache Anwendung sowohl auf sinnlich wahrnehmbare Verhältnisse des Leibes, der Pflanzenwelt und Gebirge als auf abstrakte Gegenstände: Der Bau des menschlichen Körpers. Ein Mädchen von schlankem Bau (Wuchs). Vielfarbige Blüten von wunderbarem Bau.

- Bau steht nhd. für Festungsbau, Gefängnis.

Block

Die heutige Form statt der früheren Bloch: Man braucht Block vorzugsweise als Block von Holz, Stein, Metall, zumal Rohem, das noch bearbeitet werden muß. Ebenso gilt das französische bloc, von der Masse.
 
- Block ist auch Schelte für einen rohen, plumpen Menschen: engl. blockhead.

- Im Städtebau gilt der Block als eine der typologischen Bebauungsmölichkeiten.

Bogen- (Boge)

Boge ist nun das Krumme, krumm Gehende, Springende.

- Die krumme Linie im Gegensatz zur geraden; der Kreis ist eine geschlossene krumme Linie, deren beiden Enden sich wieder berühren; Die Augenbrauen sind Bogen über den Augen, der Elboge, die Biegung des Arms,

- Der Fluß, der Strom macht einen Bogen; Das Wasser springt im Bogen,

- Die Wölbung einer Mauer; Boge der Tür, des Fensters; Die Brücke schlägt einen Bogen über den Fluß; Eine Brücke mit sechs Bogen.

- Das krumme Holz, worüber die Sehne gespannt wird zum Losschnellen der Pfeile,

- Fiedelbogen

- Der Boge Papier, eigentlich gebogenes, gefaltetes zusammengelegtes Papier. Durch den Bogen fahren heißt gerade zu gehen, ohne Umweg.

- In der Literatur, im Film und der Musik spricht man von einem Spannungsbogen, der sich über das Werk spannt.

Breite

Als Gegensatz der Länge, Höhe, Dicke: Ein Strom von ansehnlicher Breite. Sie wächst in die Breite. Die Breite der Schultern.

- Die geographische Breite, als Entfernung vom Äquator zu den Polen hin.

- Die Ausdehnung: "sodaß die anlagen, was ihnen an weite und breite fehlte, durch das innere und zunächst genießbare ersetzte."
(Göthe 17 , 343)

- Abstrakt: "indem ich den gethanen Vorschlag der länge und breite nach überdachte." (Plesse 3,340)

- Ebene: "Sie lagerten sich aber bis an die Breite Sittim." (4.Mose 33,49)

- Ein Flade oder Backwerk hieß Breite: 'mach von airen ain teig und von käs mach einen breiten.' (Haupt 9,372)

Brücke (1)

Brücke deutet uns auf ein verschollenes verbum goth. brauan hin, dem der Sinn von wölben hätte zugestanden haben. Die ersten Brücken waren zweifelsohne über den Fluß gelegte Bäume, Stämme, wie die Stege Bretter oder Bohlen, auf welchen man den Bach überstieg. in jenem verbum muß ein Wälzen, Werfen, Dämmen und Weg machen über den Strom enthalten gewesen sein. Im Fortschritt der Zeit gelangte man dazu, auch Brücken zu mauern, und endlich aus Eisen zu schmieden. Nun sind aber auch Mythen rege, die Brücke galt für ein Tier, für die Schlange, die sich über den Fluß legt, um den Menschen die überfahrt zu bereiten, weshalb von einem Kopf, Joch und Schweif, es scheint auch von einem Auge der Brücke die Rede ist. Bedeutungen und Redensarten:

Brücke (2)


- Eine Brücke bauen; Wie man eine Brücke ehrt, so ehrt sie einen wieder.

- Einem die Brücke treten = Den Weg bahnen.

- Alle Brücken und Stege im Land kennen.

- Bildlich: Das muß zur Brücke dienen, zum übergang von einer Sache auf die andere. Wenn das Wort eine Brücke wäre, möchte ich nicht darüber gehen.

- Den Ärzten und Wundärzten hieß Brücke auch das Hüftbein, das Schloß- oder Schlüsselbein.

- Technische Anwendung findet Brücke in der Elektrik als Uberbrückung im Stromverlauf.

- Medizinisch wird Brücke als Ersatzstück zur Wiederherstellung einer funktionierenden Reihe verwendet. Zahnmedizin)

- Pädagogisch: Eselsbrücke

Burg

Dem Wortverstand nach war Burg schützende, bergende Stätte, die freien Blick in das Land gewährte und gegen ersten Anlauf schirmte gebaut. Noch engeren Sinn verbinden wir mit Schloß, claustrum, das den Weg oder Zugang sperrt.

- Gewalt und Herrschaft über ein Gebiet werden episch durch Land und Burgen ausgedrückt.

- Waidmännisch: Der Bau des Biebers

- Die Heiden schreiben vielen ihrer Götter einen Sitz eine Burg am Himmel zu.

- Wiederum heidnisch und beziehungsvoll sind die ahd. Frauennamen auf Burg: Guntpurc, Diotpurc, Luitpurc... sie können doch nur besagen, daß ein höheres weibliches Wesen wie Gunt, Diot, Luit... die Menschen barg.

- Burg bezeichnet noch in anderen Zusammensetzungen Schutz und Schirm, namentlich in Wagenburg, Bettenburg, Hofburg, Wasserburg. Bettenburg für die gemeinsam errichtete Schlafstätte.

Dach

- Im mhd. kommt Dach als Decke in vielfachen Beziehungen vor. Dach ist sowohl etwas unmittelbar ausliegendes, als etwas in der sähe oder aus der Ferne umspannendes, Schutz gewährendes. Es gilt von Kleidern, von dem Mantel, von Helm und Schild. In dieser allgemeinen Bedeutung kommt es jetzt nur noch in einigen besonderen Ausdrücken vor. 'die brust ist des herzens dach." (Wolfram)

- In niedriger Sprache für Kopf oder Hirnschädel: "er gab ihm etwas aufs dach" = Einen Schlag auf den Kopf. "unterm dach mags aussehen wies will, darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg." (Schiller 181)

- Außer dieser uneigentlichen Bedeutung beschränkt sich der Begriff heute fast ganz auf tectum, wie Bedachung. Soll das Schützende hervorgehoben werden, so gebraucht man Obdach.

- Sodann bezeichnet Dach das Haus, die ganze Wohnung: "herr, ich bin nicht werth dasz du unter mein dach gehest." (Markus 8,8 ; Lukas 7,5)

- Technisch ein runder Deckel über ein Gefäß, einen Kessel.

- Dach als Bezeichnung für ein übergeordnet sein oder auch unter sich schützend zusammenschließend: Dachverband, Dachorganisation.

Decke (1)

Meist biegsam wird sie vorsorgend zum Schutz gewöhnlich gegen Kälte über etwas gelegt, gebreitet oder gezogen, braucht es aber nicht völlig zu umschließen oder einzuhüllen. Früherhin hatte auch Dach diese weitere Bedeutung, ist aber jetzt in den Begriff von tectum eingeengt, wofür Decke nur bei dem Dach einer Stroh- oder Erdhütte und dergleichen kann angewendet werden.

- Im eigentlichen Sinn wird es im mhd. fast nur für die Bedeckung der Menschen und Pferde gebraucht: Kinder kriechen unter die Decke. Der Kranke wirft die Decke ab, wenn er im Fieber liegt. Man verhüllt sich in die Decke.

- Für Deckel: "ein solcher topf kann kein andere deck leiden." (Henisch 699)

- Luther gebraucht das Wort doch mehr als Bild, denn sein Kleid ist sein einzige Decke seiner Haut, darin er schläft.

Decke
(2)

- Die Decke einer Stube oder eines Gemachs. Um eine große Freude auszudrücken, sagt man: Wenn er das vernimmt, springt er bis an die Decke.

- Technische Bedeutung: In der Anatomie ist Decke die Haut über dem menschlichen Körper.

- Uneigentlich und bildlich: Man muß ihm die Decke vor den Augen wegziehen e man muß ihn von der Täuschung befreien, ihm das Vorurteil nehmen, Die Natur ist nun eine Idee des Geistes, die nie in die Sinne fällt, unter der Decke der Erscheinungen liegt sie, aber sie selbst kommt nie in Erscheinung.

Ecke

- Acies: Schneide der Waffe

- Acumen, cacumen rupis: Felsenspitze, Vorsprung, Bergabhang, auch spitze Landzunge.

- Angulus: Winkel, womit wieder die Vorstellung der Schärfe und des Schneidens sich verbindet. Mathematisch heißt Ecke (angulus solidus) jeder der beiden halbbegrenzten Räume, welchen drei oder mehrere in sich selbst zurückkehrende Winkelebenen einschließen, nach deren Anzahl jede dieser zwei Ecken eine drei-, vierflächige oder drei-, vierkantige genannt wird. Scharfe Ecke, scharfer Winkel.

- Oft geht Ecke in die weitere, allgemeinere Bedeutung von Seite oder Ort über und verbindet sich dann gern mit Ende: "es brennt an allen ecken und enden." (Göthe 8,124)

- Bunt über die Ecke oder über Eck gehen bezeichnet wildeste, tollste Verwirrung, die alle Grenzen überschreitet.

- Ecke drückt endlich auch das Endstück, den Rand einer Sache oder einen kleinen Raum aus.

- Die Bedrohlichkeit der ursprünglichen Bedeutung findete sich in der Redensart "jemanden um die Ecke bringen" - jemanden töten wieder.


Entwurf

- Ein leichter Entwurf, eine Skizze. Die ersten Linien eines Entwurfs. Entwurf eines Gebäudes, eines Briefes, einer Predigt: "all dieses sollte ich im anfange meiner blätter sammeln und daraus einen entwurf von mir zusammensetzen, welcher so prächtig klänge als die Unterschriften unter den bildnissen gelehrter männer," (j.e. Schlegel 5,14)

- Ein Plan, Anschlag: "wer gegen alle vernunft zugunsten seiner leidenschaft entwürfe schmiedet, verdient die früchte seiner leidenschaft zu entbehren." (Göthe 21,91)

Fach (1)

Ein in der alten Sprache lebendigeres Wort, das aber dem goth. Dialekt abgeht. Für unser Fach gewährt fangen den offenbarsten Sinn:

- Fach als Falle, Schlinge, was die Fische fängt und festhält. Unsere Voreltern legten in Flüssen Fächer an, führten Wände, Dämme, Wehren von Stein, Holz, Flechtwerk mitten durch den Fluß.

- Fach als Netz des Vogelstellers.

- Fach als Wand, Mauer, Abteilung in Häusern. Dach und Fach bezeichnet uns noch heute Wohnung und Gebäude: "wie mein vater als bötticher für den keller gesorgt hatte, so sorgte ich nun (als zimmermann) für dach und fach." (Göthe 21,25)

- Fach in einem Fachwerk errichteten Haus ist nicht allein das Abteilende, die Wand bildende Gebälke und und Holz, sondern auch die dazwischen bestehende Öffnung, der leere Raum zwischen Stielen, Rahm, Schwelle und Riegel. Solche Fächer werden, um die Wand zu schließen, entweder ausgemauert oder ausgestakt und mit Lehm bekleidet.

Fach (2)

- Fach ging in die abstrakte Bedeutung von Raum sowohl des Ortes als der Zeit über.

- Fach als Abteilung in Schrein oder Kasten. "unterm tisch ist noch ein verborgnes fach." Vgl. Schubfach, Seitenfach, Querfach, Bücherfach. (Fachbücher)

- Fach als das einem überwiesene, von ihm betriebene Geschäft: 'sein fach war die theologie." Vgl. Hauptfach, Nebenfach.

- Fachidiot, Fachmann

- Postfach

- Sprichwörtliche Anwendung der Alliterierung Dach und Fach: Alles unter Dach und Fach bringen oder haben = etwas zum Abschluß oder in Sicherheit bringen.

Farbe (1)

Das Altertum und auch unser Mittelalter nahm sechs Hauptfarben an: Weiß, Schwarz, Gelb, Rot, Grün, Blau, welche oft angegeben werden. Der allgemeinen Volksansicht und unserer Sprache zum trotz scheiden aber die heutigen Physiker, nach Prisma und Regenbogen sieben Grundfarben setzend, Weiß und Schwarz, die keine Farbe sein sollen, aus und schalten zwischen Gelb, Rot, Blau, Grün die Mischungen oder Steigerungen Orange, Violett, Indigo, ein. Zahllose Arten, Abarten, Stufen der Farben vermag unsere Sprache in treffender Zusammensetzung zu bezeichnen. Wir unterscheiden helle und dunkle, reine und trübe; grelle und milde, schreiende und stille, matte und satte Farbe.

- Natürliche Farbe der Haut. Die Farbe tritt vor, tritt ins Gesicht, erblüht, entzündet sich oder tritt zurück, weicht, schwindet. Die Farbe wenden, wandeln, wechseln heißt den Umständen nach erröten wie erbleichen.


Farbe (2)

- Farbe aufstreichen, anmalen: Am Gesicht: Schminke, meistens Röte. An Wand, Holz, Stein, Leinwand
 
- Farbe des Gewandes oft gleiche Farbe zur Bezeichnung der echten Sippe, Brüderschaft, Hausgenossenschaft.

- Farbe der Stoffe, hauptsächlich von Garn und Zeug.

- Farbe als Schein: Etwas mit der Farbe (unter dem Schein) tun.

- Farbe als Form, Gestalt: Einer Sache Farbe geben heißt sie beleben und gestalten.

- In Literatur und Rede bezeichnet Färbung die Überlagerung des eigentlichen Inhaltes mit einer meist subjektiven Anschauung. (Politisch gefärbte Rede, erotisch gefärbte Literatur)

Fassade

Nicht verzeichnet im Deutschen Wörterbuch.

- Aus dem franz. face = Gesicht, Angesicht übertragen auf das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes.

- Auch für das Bautechnische Element, das abgelöst vom Baukörper vorgehängt, gestellt oder geblendet wird. (Vorhangfassade)

- Daraus übertragen auf den Menschen , was er nach außen hin zu sein scheint, was sein Inneres maskiert.

Feld

Erde und Land sind allgemeine Namen, die Berg und Tal, Wald und Hark, Heide und Feld umfassen. Heide und Feld sind uns die sich ausdehnende Ebene im Gegensatz zu Gebirge und Wald.

- Insofern Feld und Acker den Haus und Heim gegenüberstehen, nehmen sie wiederum die Vorstellung der Heide an und bezeichnen das Wilde, Grobe, Bäurische. Feld ist auch die ganze Flur, der Inbegriff aller Äcker.

- In Feld haftet anderemal die Vorstellung des freien, weiten Raumes: Die Knaben spielen im Felde. Der Gefangene ist ins Feld entronnen.

- Feld bedeutet zuweilen auch Boden: Zu Feld strecken = Zu Boden werfen.

- Felder sind abgeteilte, umschlossene Flächen in Wänden, Türen, zwischen den Säulen und Balken, dann auf Schild und Wappen, zumal auf der Schachtafel

- Figürlich wird auch das menschliche Wissen in Felder geteilt: "wie sehr sich auch der bildende künstler bemüht witz zu zeigen, so ist er doch niemals dabei auf seinem feld." (Göthe 15,274)

- Zahllose Ortsnamen sind mit Feld zusammen gesetzt.

Fenster

An dieses Lehnwort Stelle hatte aber unsere älteste Sprache die sinnliche Umschreibung goth. augadauro gesetzt, denn das Fenster ist einem Auge des Hauses, das Auge einem Fenster des Leibes ähnlich. Bezüge zwischen Fenster und Auge erscheinen uns noch in Zusammensetzungen und Redensarten: Aus hohen Fenstern schauen = stolze Blicke werfen.

- Fenster bedeutet Öffnung, Lücke, Luke, das Loch der Wand, durch welches Tag einbricht, wodurch aus dem Hause ins Freie geschaut wird.

- Aus dem Fenster schauen, im Fenster liegen, am Fenster stehen, sich ins Fenster legen gilt zumal von sehnenden, müßigen, neugierigen Frauen.

- Glasfenster, dem Altertum unbekannt, haben sich erst im Laufe der Zeit eingeführt: Früher behalf man sich mit Gitter, auch mit vorgespanntem Linnen, wie noch heute verschiedentlich mit vorgespanntem Papier.


Fenster

Das Schiff ist ein Haus auf dem Meer, also stehen ihm auch Fenster zu und an jedem verschlossenen Gegenstand mag die angebrachte Öffnung Fenster heißen.

- Im Mittelalter hießen die Schlitze im Helm vor den Augen, wodurch der Ritter sehen und schauen mußte, Visiere, Fenster,

- Die Löcher, worin Tauben nisten heißen Fenster.

- In der Informationstechnologie bezeichnet Fenster ein öffen- und schließbares Bildschirmsegment, das eine Anwenderoberfläche beinhaltet. (engl. windows)

Form

Form, Gestalt, Figur können zuweilen tauschen. Figur drückt doch die ganze Gestalt, Erscheinung, Form nur den Umriß, die Züge aus.

- Form ist überhaupt der Gegensatz zum Stoffe und bezeichnet das, was aus ihm gemacht wird, die Gestalt, die ihm gegeben wird: Der Baumeister ersinnt die Form, nach der ein Haus errichtet werden soll.

- Form heißt auch das Gefäß, worin oder wonach ein Werk gefertigt wird.

- Die Formen der Sprache sind ihre Flexionen, Ableitungen und Zusammensetzungen: Es kommen unaufhörlich neue Redensformen auf.

- Form für Versinnlichung, sinnliche Erscheinung: "in der erscheinung nenne ich das, welches macht, daß das mannigfaltige der erscheinung in gewissen verhältnissen geordnet werden kann, die form der erscheinung." (Kant 2,60)

Fuge (1)

Mhd, Fouge, Vouge, welches ein Vouga vorraussetzt, das nicht nachzuweisen ist, wohl aber ein mit ihm zusammen-fallendes schwaches Fuoga: feste Vereinigung, in dem zusammengesetzten Hifouga: Zeugungsvereinigung,

- Die enge Verbindung zweier aneinanderpassender Teile, die Stelle, wo diese Teile eng verbunden sind,

- Auch die Lücke zwischen zwei Teilen bei mangelhafter Verbindung heißt Fuge: Ran kann durch die Fuge in das verschlossene Zimmer sehen.

- Bildlich: "glauben sie es freund, unsere seele ist ein einfaches wesen - hätte die last, die heute nacht auf der meinigen lag ein zusammengesetztes gedrückt, die fugen der teile hätten nachgelassen und der staub hätte sich zum staube gesammelt." (Leisewitz Jul.v.Tar. 1,1)

- In der Baukunst der zwischen zwei Werkstücken entstehende Zwischenraum, wo sie im Mauerwerk zusammenstoßen. Dann auch der mit Kalk ausgefüllte Zwischenraum zwischen den gebrannten Steinen im Mauerwerk.

Fuge (2)

- Eine in einem Gegenstand angebrachte oder gezogene längliche Vertiefung, in welche ein anderer als Teil eingelassen wird.

- Bildlich: "unsere sprache ist zu schwankend, die wörter zu vieldeutig, um genau in die fugen der wahrheit zu passen. Die natur hat die umrisse der begriffe sanft ineinander laufen lassen, wir tappen gleichsam mit breiten tatzen hinein und vermischen sie."

- Pässlichkeit, Angemessenheit, passende, erwünschte Gelegenheit.

- Das, was sich gebührt, Schicklichkeit, Wohlanständigkeit.

- Zukommende Freiheit zu einer Handlung, geziemende, gegründete Zuständigkeit; Fug zu einem Ding haben e das Recht dazu haben.

- Das mehrstimmige Tonstück, in welchem das zu Anfang von einer Stimme vorgetragene Thema von der anderen Stimme oder den anderen Stimmen nachgeahmt wird und durch das ganze Stück wechselweise und unter beständigen Veränderungen aus einer Stimme in die andere geht.

Fundament

Die Gundlage aus dem lateinischen fundamentum: Grund, Grundlage von fundare: gründen, mit einem Boden versehen.

- Der Grundbau, die Grundlage, die Grundfeste.

- Ein Fundament graben: Die Erde ausheben, daß in der Vertiefung die Grundmauer gemacht werden kann, die den ganzen Bau tragen soll.

- Bildlich: Von der Grundlage dessen, was einem Gebäude verglichen wird: Das Fundament der christlichen Kirche ist Christus.

- Grundlage einer Lehre, Grundlehre, Anfangsgrund: Daß die Jugend in dem Fundament des Christentums unterrichtet werde.

- überhaupt das, worauf etwas sich gründet, das, wodurch etwas sein festes Bestehen hat.

- Die erweisende Begründung, überhaupt der tiefste Grund einer Sache, aus dem diese erwiesen wird oder hervorgeht, das tiefste Wesen einer Sache.

Gang (1)

Das Gehen von Menschen wie Tieren.
Ursprünglich der einzelne Schritt, Tritt. Fortgesetztes Schreiten oder Treten. Die Kunst des Gehens: Die Mütter lehren ihren Kindern den Gang, wie die Krebse ihre Jungen. In gedrängten Ausdruck auch das Recht zu Gehen.

- Ein bestimmter Gang, Gang mit bestimmtem Ziel oder Zweck: Ein Gang, um etwas außer dem Hause zu holen.

- Auch Gang einer geordneten Menge mit bestimmtem Ziele° Kirchgang, Kreuzgang, Umgang.

- überhaupt gewinnt der einzelne Gang nach verschiedenen Zwecken einen verschiedenen besonderen Inhalt: (vgl. Stuhlgang)

- Der Begriff schlägt leicht über in den Weg, den der Gang einschlägt, teils die Richtun g , die er nimmt, teils die Ortsstrecke, die er bestreicht.

- Gang als Ort des Geschehens. Wo Menschen gehen z.B. der Gang im Garten, in der Stadt. Enger Gang, Gäßchen, wo man eben nur gehen kann.



Gang (2)

- Gang an und in Häusern und Gebäuden überhaupt. Gang innerhalb von Häusern zur Verbindung der Teile.

- Gang für Dinge, die sich bewegen oder gehen.

- Überhaupt wird allem nichtmenschlichen, das sich bewegt, ein menschliches Gehen beigelegt, alle Selbstbewegung, wirkliche oder scheinbare, als ein Gang aufgefaßt: Im Gebiete der Kunst; Töne, die sich melodisch bewegen, machen Gänge; ähnlich dann de Sen eines dichterischen Kunstwerks. Auch ein Gleichnis hat seinen Gang, wie es hinkt,

- Gang für Bewegung von Dingen, die sich zu bewegen scheinen: Der Gang des Atems, des Wassers, der Sonne (Aufgang, Untergang). Der Gang der Zeit, der Jahre (Jahr-gang).

Gerüst (1)

Unverkürzt Gerüste.

- Aus-, Zurüstung.

- Ausrüstung mit Waffen, Kleidern, Schmuck.

- Vorrichtung, Maschine, Werkzeug, Gestell, besonders das aus Balken und Stangen aufgezimmerte, neuerdings auch aus Eisen gefertigte Gestell.

- Gerüst zum Klettern, zum Heben von Lasten.

- für Schaustellungen aller Art z.B. auf dem Jahrmarkt; für Sänger und Musikanten, für Zuschauer, zur Hinrichtung eines Verbrechers.

- Das aus Holz errichtete Baugerüst der Maurer, Zimmerleute, Tüchner, Schieferdecker, Maler als Hilfsmittel bei der Herstellung oder Ausbesserung von Bauten.



Gerüst (1)


- Überhaupt Aufbau, Gebäude, Bau, übertragen vom Erd- Himmelsgebäude, wie Gerippe.

- Vom Netzbau der Spinne.

- Vom Aufbau der Gedanken und Schlüsse: "möglich, dasz das ganze gerüste meiner schlüsse ein bestandloses traum bild gewesen." (Schiller IV,52)

- Bildlich wie Gerippe: "das ganze gerüst ihres daseins rückt aus seinen fugen, der tod ihres vaters stürmt herein, und das schöne gebäude stürtzt völlig zusammmen." (Göthe 19,78)

- Übertragen vom Knochenbau, Skelett.

- Bei den Bedeutungen scheint es, daß der provisorische, zeitlich begrenzte Charakter des Gerüstes eine wesentliche Rolle spielt.

Glas (1)

Aus dem Bedeutungskreis, "leuchtender Glanz" vornehmlich "gelblich bleicher Glanz" der germanischen Wortsippe ergibt sich für Glas die Grundbedeutung "leuchtend durchscheinender, gelblicher Gegenstand", wobei ags. Gluer = Bernstein und mnd. Glar = Baumharz den Bernstein als die ursprüngliche Sachbezeichnung erweisen. Durch das Zurücktreten des Bernsteins als Werkstoff geht der Begriff Glas auf das von Römern und Franken eingeführte ähnliche "vitrum" über.

- Glas als Werkstoff

- Typologischen Gebrauch erlangt die Stoffbezeichnung Glas als Träger bestimmter Eigenschaften. Besonders das Mittelalter sieht am Glas gern Klarheit, Glanz und Härte als Bild höchster Werte. Spätere Zeit betrachtet sein Gleißen und seine Zerbrechlichkeit als Symbol trügerischer Vergänglichkeit: ' also diu sonne schinet durch ganz geworhtez glas, also gebar diu reine Krist, diu magt und mouter was." (Walther v. d. Vogelweide 4,12) .

- Gern im Vergleich des Wassers oder Eises mit Glas,

- Härte und Zerbrechlichkeit und damit auch das Bild des Vergänglichen am ausgeprägtesten in der Verbindung von Glück und Glas zu finden: " glück und glas, wie oft bricht. das." (Lehmann floril. polit. 1662 1,369)

Glas (2)

- Aufgrund seiner Durchsichtigkeit übertragen auf die Einsehbarkeit politischer Entscheidungen (Glasnost) oder menschlicher Lagen (im Glashaus sitzen).

- Glas als geformter Gegenstand, so zum Beispiel als optisches Gerät: (Glasscheibe, Spiegelglas, Brillenglas, Glaslinse).

- Poetisch auch für den Spiegel als Ganzes.

- Die Wendung, durch gefärbtes Glas zu sehen, dient zur Kennzeichnung einseitigen Urteils.

- Verwendung als Stundenglas (Sanduhr).

- Vorherrschend ist der Gebrauch von Glas als Trinkglas.

- Übertragen auf strukturähnliche Naturprodukte z.B. Glasachat.

- Der äußere Teil des Pferdeauges.

Grenze (1)

Grenze ist Lehnwort aus dem slavischen, das um die Bitte des 13. Jhds. von Deutschordenslande übernommen wurde. Im eigentlichen Sinne bezeichnet Grenze die gedachte Linie, die zur Scheidung von Gebieten der Erdoberfläche dient. Der Sprachgebrauch vergröbert vielfach den Begriff, indem er ihn überträgt auf die äußeren Merkmale, denen die Grenze folgt.

- Bei privatem Besitz vielleicht der ursprünglichste Gebrauch des Wortes. J. Grimm bemerkt mit Recht; "es leuchtet ein wie wesentlich der begriff der grenze mit dem des eigentums sich verknüpfe." (ki. sehr. 2,80)

- Bei politischen Gebilden. Diese Verwendung gewinnt allmählich die Herrschaft.

- Auch ohne den Begriff des Eigentums von lokalen Bezirken jeder Art.

- Aus dem lokalen in jüngerer Zeit in das temporale übertragen: "höhere geister sehen die zarten spinneweben einer tat an die entlegensten grenzen der zukunft und vergangenheit anlegen." (Schiller 3,6)

- Auch sonst vielfach in der Sphäre des Abstrakten, doch breitet sich dieser Gebrauch erst mit dem 18. Jh. aus, im Sinne von Grenzlinie.


Grenze (2)

 Während der Begriff der Grenze im ursprünglichen Sinne auf der Vorstellung eines Raumes diesseits und jenseits einer Scheidelinie fußt, entwickelt sich wesentlich erst seit dem 18. Jhd ein Gebrauch, der von dem Raum jenseits der Grenze mehr oder weniger absieht und das Wort so den Beteutungen Schranke, Abschluß, Ziel, Ende nähert. Der echte Begriff findet sich noch in Kants Definition: 'grenzen (bei ausgedehnten wesen) setzten immer einen raum voraus, der außerhalb einem bestimmten, gewissen platze angetroffen wird und ihn einschließt." (Kant Werke 8,278) Doch kennt die philosophische Sprache auch die jüngere Nuance: die äußeren enden der ausdehnung heißen grenzen." (Mendelssohn ges. Schr. 4,115) Zum festen Begriff wird diese Bedeutung in der Mathematik, die unter Grenze diejenige Größe versteht, der sich das Verhältnis zweier größeren unbeschränkt annähert. Es ist zu beachten, daß Grenze im Spezialsinn als Ende eines Ausgedehnten in der Regel die Endgrenze bezeichnet, seltener die Anfangsgrenze.

- Bit Vorliebe die Begrenztheit menschlicher Kräfte, namentlich des Erkenntnisvermögens.
Die ungewöhnlich zahlreichen verbalen Verbindungen in denen Grenze erscheint, zeigen ein starkes Verfließen der verschiedenen Bedeutungen, selbst innerhalb derselben Formel besonders bei uneigentlichem Gebrauch.

Haus

Haus hat den allgemeinsten Sinn eines Mittels zum Bergen, eines Unterschlupfs, einen Sinn den wir auch an dem gleicher Wurzel entstammenden Hütte hervortreten sehen.

- Haus, allgemein jedes menschlicher Wohnung, Unterkunft und Beschäftigung dienende Gebäude. Es heißt ein altes, neues, großes, kleines, hohes, niedriges, festes, massives, baufälliges Haus. Eng ist verbunden Haus und Hof. Die alliterierende Formel will mit dem Wohnhause eines Mannes auch den gesamten Länderbesitzstand desselben, repräsentiert durch den Wirtschaftshof, hervorheben.

- Die Bedeutung verengt sich in verschiedener Weise, indem Haus nur eine bestimmte Art von Gebäuden bezeichnet, auch auf hausähnliche Behälter und Tierwohnungen bezogen wird: Haus Gottes, Rathaus, Haus des Theaters, Haus des Schiffes, Haus der Schnecke. Haus heißt auch der Samenbehälter des Kernobstes.

- Der menschliche Leib als Wohnung der Seele wird einem Hause verglichen. So wird auch in traulicher Rede der Mensch nach seiner äußeren Erscheinung in solchen Vergleich gesetzt: 'wie geht dirs, altes haus?'

- Im freiesten Sinn verwenden die Dichter Haus, Es ist ihnen jede Stätte, die irgendwie einem Hause verglichen werden kann: " dort in des schilfes dunkelgrünem haus." (R. Reinick 150)

- Haus in der technischen Sprache Gehäuse.

Hof  (1)

Hof bezeichnet ursprünglich Garten, Grasland, Nutzland. Namentlich im nd. noch jetzt der umzäunte Garten. Für das hochdeutsche Gebiet hat sich statt dieser Bedeutung, die eines eingefriedigten, von Gebäuden umgrenzten Wirtschaftsplatzes an einem Hause ergeben, und Hof und Garten sind streng geschiedene Begriffe.

- Hof heißt auch jedes Grundstück, in dem dieser Wirtschaftsplatz einen bedeutenden Umfang einnimmt, dadurch zugleich auf die Bedeutung der Haushaltung hinweisend: Für ein größeres Bauerngut, für ein Landgut im Gegensatz zur städtischen Wohnung eines Besitzers, auch für ein städtisches Gebäude mit ausgedehnten Wirtschaftsräumlichkeiten, für einen adlichen Hof, die Besitzung eines Grundherrn, auf der zugleich adliche Rechte, Gerichtsbarkeit u.ä. ruhen; endlich auch für die Residenz eines vom hohen Adel, eines Fürsten . Königs in der älteren Sprache.

- Hof, von einem andern eingefriedeter Platze, so: um eine Kirche (Kirchhof), Friedhof.

- Freier Platz in einer Stadt zum spazieren.


Hof  (2)


- Hof, die in einem Hofe befindlichen oder da zusammenkommenden Personen, eine Gesellschaft,
- Übertragen: von farbigen Ringen um verschiedene Gegenstände: Um Sonne oder Mond; um leuchtende Punkte überhaupt: 'hier finden wir den übergang zu den höfen, die wir um leuchtende punkte auf die eine oder die andere weise zu sehen pflegen. man kann die höfe in subjektive und objektive einteilen." (Göthe 52,54)

- Hof als Kreis um die Brustwarze.

- Hof als bläulicher Ring um die Augen bei geschwächten oder verlebten Menschen.

Holz (1)

lat. Iignum. Als nächster Verwandter dieses uralten
gemeindeutschen Wortes stellt sich das altslavische klada. Und da hier die Vorstellung des Abgehauenen, Gefällten entschieden hervortritt, das fort auch als eine passive Bildung genommen werden kann, so darf wohl bei der Ermittlung der ursprünglichen Bedeutung sanskr. krnati = er tötet, macht nieder, schneidet ab und Holt, Holz als der niedergeschlagene, zu Feuerung und Bau verwendete Baumstamm bezeichnet werden. Uns bezeichnet das Wort:

- Holz als Materie. Speziell eichenes, buchenes, tannenes Holz. Ein Klotz, ein Stück Holz.

- Es heißt: "Steif wie Holz sein."

- Als Plural bezeichnet Hölzer Holzarten,

- Holz als eine mit Waldbäumen und Sträuchern dicht bestandene Fläche,


Holz (2)

- Holz als das aus dem Holze gefertigte, aus dem Holz geschnittene in dem verschiedensten Sinne vom Pflock, Stock oder Knüppel.

- Von feineren Geräten; Holz als die Steine des Damen- oder Schachspiels.

- Endlich Holz als die Kegel beim Kegelspiel; "schieb ich holz, dann wird gejubelt: dreie! fünfe! sechse! Neune ! (Göthe 47 , 267)

- Holz obszön, wie sonst Ruthe: "ich pin ain starker wittwen stolz, und han noch unten ain gut vol holz, da mit ich ain frauen wol wil strafen.(fastn. sp. 733,8)

Laden

Der Grundbegriff des Wortes ist, seiner ältesten Bedeutung entsprechend, der des Lastenden , Überdeckten, des Deckels.

- Laden als die Bohle, das Brett.

- Laden als Brettdecke zum Verschluß einer Fenster- oder Türöffnung: "die thüren sind verschlossen, die läden verwahrt." (Göthe 14, 127)

- Laden als der aus Brettern errichtete Verkaufsstand, oder die Bude, in der man etwas feil hält; dann die aus dieser herausgebildete Räumlichkeit eines Hauses zum Feilhalten.

Lager (1)

- Lager im allgemeinsten Sinne ein Gerät oder eine Stätte zum liegen: "das der strom sol von fröschen wimmeln, die sollen erauf kriechen, und kommen in dein haus, in deine kammer, auf dein lager, auf dein bette. " (2. Mose 2,3)

- Lager vom Krankenlager, vom Totenbette.

- Lager als Rastort eines Heeres, Feldlager, Heerlager.

- Bildlich von Parteien: Die ganze Stadt war in zwei Lager gespalten, das eine für, das andere gegen der, Bürgermeister.

- Aufenthaltsort, Ruheort überhaupt: Auch der Ort, den ein Fürst zum Aufenthalte für sich und sein Gedolge bestimmt, heißt Lager.

- Lager der Tiere, der Ort, we sich ein Wildpret nieder legt.


Lager (2)

- Lager als der Raum, in dem Gegenstände in größerer Menge aufbewahrt werden. Beim Kaufmann der Raum, in dem seine Waren liegen (Warenlager) und dann die in einem solchen liegenden Waren selbst. Es heißt eine Ware auf Lager haben.

- Lager als Unterlage für Gegenstände verschiedenster Art (Auflager). Bei den Baugewerken die Balken, worauf der Fußboden liegt.

Mauer (1)

Frühes Lehnwort aus dem Lateinischen (murus;: Geschlecht und Form des Wortes lehren, daß die Entlehnung nicht aus der Büchersprache, sondern im täglichen Leben erfolgt sei, dergestalt, daß man es aus dem Munde jener südgallischen Wekmeister empfing, weiche seit den Zeiten Karl des Großen den Steinbau in Deutschland heimisch machten, und deren Bauweise das ganze frühe Mittelalter hindurch maßgebend war.

- Mauer meint zufrühst die zur Sicherung oder Befestigung um einen Hof oder einen Ort gezogene.

- Mauer als die steinerne Wand eines Hauses, eines Gebäudes.

- Der Plural Mauern steht als Synekdote für das gemauerte Haus: "das eitle betrogene mädchen verweine seinen gram in einsamen mauren." (Schiller Kabale und Liebe 3,4); Heilige Mauern = Kirche und Kloster; Mauern auch für die damit umgebene Stadt.


Mauer (2)


- Bildlich von Personen, namentlich jenen, die Schutz
gewähren, von Dingen oder Eigenschaften: 'Unschuld ist die beste Mauer."', "Ein gut Gewissen ist eine starke Mauer"

- Mauer im bayrischen Sprachgebiete auch Felswand.

- lm Fußballspiel taktisches Element aus einer Reihe von Spielern, die aufgestellt werden, um einen direkten Schuß des Gegners auf das Tor zu verhindern.

Maß (1)

Für den Begriff des Gerätes zum Messen brauchte das mhd, ahd. das neutr. mez im Gegensatze zum Begriff einer abgemessenen Menge oder Ausdehnung, welcher durch das fem. maze, später auch abgekürzt maz ausgedrückt wird,

- Maß bezeichnet das Messende, das Meßiinstrument im allgemeinen, sowohl rücksichtlich einer Fläche, als eines Hohlraumes u.s.w.: Es wird formelhaft verbunden mit Gewicht. Gern wird darunter ein Hohlmaß verstanden. Aber Maß ist auch Stab, Band, Faden, Papierstreifen u. ä. zum Messen einer Flächenausdehnung,

- Maß ist namentlich auch das für ein Land, eine Gegend, einen Beruf gesetzlich geordnete Meßinstrument, oder zu nehmender Behälter.

- Maß, ferner von irgend etwas, das ein zu Messendes bestimmt: Das Maß der Zeit ist die Uhr.


Maß (2)


- Maß, übergehend in die Bedeutung des zu messenden, und des gemäß einem Maße sich erstreckenden.
 
- Maß dient zur Bezeichnung von etwas zugemessenem im allgemeinen, einer Menge, eines Anteils: "nach der maß und zahl seiner missetaten." (5.Mose 25,2)

- Maß in Musik, Poesie: Modi, Moduli, die Mensur, der Schlag, die Maß im Gesang.

- Im bayrischen eine Maßeinheit für Bier. Eine Maß Bier entspricht etwa einem Liter.

Ort (1)

Germanisches, doch im Gothischen nicht nachweisbares Wort. Aus der Grundbedeutung Schneide, Spitze haben sich die übrigen Bedeutungen in ähnlicher Weise wie bei den sinnverwandten Ecke und Ende entwickelt:

- Die Schneide, Spitze, Ecke: Ort an dem Messer.

- Ecke, Winkel, worin ebenfalls noch die Vorstellung des Scharfen und Schneidenden liegt: "die stein sollen an keinem ort oder ecken abgebrochen syn." (Staub-Tobler 1,482) Ortgang.
Winkel, Schlupfloch, wobei schon der räumliche Begriff sich geltend macht.
Der Begriff Spitze, Ecke geht über in jenen des örtlichen oder zeitlichen Anfangs- oder Endpunktes, im weiteren Sinne des vorderen oder hinteren Endes der Grenze, des Randes, der Seite.

- Anfangspunkt: "nausiclius erzählet den handel von ort zu ende." (Buch der Liebe 200)

- Endpunkt: Ende im räumlichen und zeitlichen Sinne.

- Da der Endpunkt auch Zielpunkt sein kann, so bedeutet Ort auch Ziel, Absicht, Zweck, Grund.
Der Begriff . von End- und Anfangspunkt dehnt sich schon im mhd. aus zum Begriffe eines festen Punktes oder Teiles im Raume, eines Standpunktes oder Platzes, einer Stelle und Stätte (im konkreten und abstrakten Sinne).


Ort (2)


- Punkt, Stelle an einer Fläche, an einem Körper. Ort an einer Fläche.

- Raumteil eines Hauses, Gemach.

- Auch verhüllende Benennung des heimlichen Gemachs, des Abtrittes (Örtchen),

- Wohnstätte, Haus.

- Ein von Menschen besuchter und benutzter Platz, ein Platz des öffentlichen Verkehrs.

- Astronomisch: wahrer. scheinbarer, optischer Ort eines Sternes.

- Stelle in einer Schrift, wo ein Satz, ein Ausspruch sich befindet.
Der Begriff von Ort erweitert sich im nhd. endlich in den eines zu einer Wohnungsgesamtheit abgeschlossenen Raumes oder eines angebauten und bewohnten Landesteils.

- Schloß, Burg, Dorf, Flecken, Stadt (je nach dem Zusamm enhange) auch die Gesamtheit der Bewohner eines solchen Ortes. (vgl. Ortschaft)

Rahmen

Zugestellt wird Rahmen in seiner ursprünglichen Bedeutung der Säule, Stütze oder des Gestells und dies wieder mit aufhängen, befestigen.

- Rahmen als Gestell der Tuchweber.

- Rahmen beim Sticken und Nähen.

- Rahmen als Holzeinfassung, die das Fenster hält; überhaupt auch die ganze Einfassung der Türe.

- Rahmen als die Leisten, in die ein Spiegel oder ein Gemälde eingespannt ist.

- Rahmen hieß auch ein Gerüst in der Folterkammer.

- Rahmen mannigfach bei den Gewerken: bei den Zimmerleuten ein viereckiger Balken, welcher über den Säulen oder Stielen eines hölzernen Gebäudes liegt und worin diese eingezapft sind.

- Rahmen übertragen auf die Abgrenzung von Gebieten, seien es die der Wahrnehmung, der Arbeit, von Veranstaltungen u.ä. In dieser Verwendung tritt das Anliegen hervor, das im Rahmen befindliche als Einheit erscheinen zu lassen.

Rampe

Aus dem französischen rampe in zwei Hauptbedeutungen seit dem vorigen Jahrhundert übernommen:

- Im Festungsbau ein gelind abschüssiger Weg, der längst der inneren Böschung eines Walls zur Aufschaffung der Kanonen angebracht wird. Später im erweiterten Gebrauche als schräge Fläche, namentlich vor einem Haus, einer Tür zur Auffahrt.

- Geländer einer Treppe: "ha, ich öffne, laß die Lampe scheinen auf der wendelstiege, lose modergrüne rampe." (A.v,Droste-Hülshoff)

- Im Theaterbau der mit Brettern verschlagene bespielte Teil der Bühne.

- Daher wohl auch Rampenlicht.

Raum (1)

Auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes werfen Licht einerseits wurzelhaft verwandte slawische Wärter wie ruvati, rvati, rvem, rujem (ausreißen, ausgäten), welche mit dem lateinischen eruere, rutum zusammenhängen, andererseits einzelnes in der Verwendung des deutschen Wortes und des dazugehörigen Adjektivs Raum und des Verbums räumen selbst. Wenn im ags. das Adjektiv rum auch geräumt, urbar gemacht, im Gegensatz zu rauh, bewachsen ausdrückt, wie unser Verbum räumen und raumen im Forstwe sen ein mit Gestrüpp bewachsenes Land säubern und kulturfähig machen bedeutet, so weist all dieses auf Raum als einen uralten Audruck der Ansiedler hin, der zunächst die Handlung des Rodens und Freimachen einer Wildnis für einen Siedelplatz bezeichnet. Dann den so gewonnenen Siedelplatz selbst, und es gehen hieraus einesteils die Bedeutung des freien Platzes und der Weite mit ihren Ausläufern, andernteils die des Platzes im Hause und der Hauseinteilung hervor. Raum ist zunächst die gegebene Stätte für eine Ausbreitung oder Ausdehnung. Gegensatz dazu ist Ort, der auf einem solchen Raume erst entsteht: "immer war mir das feld und der wald, und der fels und die gärten nur ein raum, und du machst sie, geliebte, zum ort." (Göthe 1,395) Der Begriff ist nicht auf das freie Feld beschränkt geblieben, sondern hat sich auf jede Stätte übertragen, die Gelegenheit zur Entfaltung einer Tätigkeit für einen Zweck bietet. In diesem Sinne ist Raum bloßes Stoffwort und als solches ohne Plural: Raum auf dem Felde, im Walde. Raum im Hause, im Zimmer. Raum auf der Diele zum Spielen. Raum auf dem Papiere zum Schreiben. Freier, weiter, enger, beschränkter, knapper Raum.
Raum in der angegebenen Bedeutung steht gern in fester Verbindung mit Verben. Aus der eigentlichen und sinnlichen Bedeutung entwickelt sich vielfach eine bildliche:


Raum (2)


- Raum haben: "meine Seele hat nicht raum für zwei gottheiten." (Schiller Räuber 4,4)

- Raum machen: zunächst in der örtlichsten Bedeutung als Öffnung in einem Dickicht, einer Lichtung genommen. Dann wie Örtlichkeit, sich zu bewegen: "nun hat uns der herr raum gemacht und uns wachsen lassen im lande." (1,Mose 26,22) Durch den Tod wie eine Lücke gedacht: "wir frauenzimmer verschwinden aus der zahl der lebenden und den raum den wir machen, bemerkt man nur im inneren des hauses. (Klinger 2,109)

- Raum geben: Einem oder etwas Raum geben zur Entfaltung einer Tätigkeit: "gebet auch nicht raum dem Lästerer." (Eph. 4,27)

- Desweiteren Raum lassen, Raum finden, Raum suchen

- Raum als Ausdehnung zwischen zwei Gegenständen (vgl. Zwischenraum, Spielraum). Raum zwischen zwei Säulen. Raum zwischen zwei Landschaften.

- Raum in die zeitliche Bedeutung der Frist übergegangen aufgrund teils der vorigen Bedeutung. teils durch den entwickelten Begriff der Gelegenheit hergeleitet: "all diese fertigkeiten, kunsttriebe, erfahrungen sind im raume von wenigen jahrtausenden in dem menschen angepflanzt und entwickelt worden:" (Schiller hist.-krit. Ausg. 9,89)


Raum (3)

- Raum mit dem Plural Räume: Eine von bestimmten, festen Grenzen eingschlossene Stätte, von einzelnen Abteilungen eines Wohngebäudes, von umschränktem, umgrenztem Raum, von allen Seiten umschlossener Raum. Als großer Raum wird auch der Himmel und das Heer gedacht. Als Raum endlich ist das menschliche Herz genommen.

- Raum als Ausdehnungsmaß,

- Raum im philosophischen Sinne als eine Form des Denkens oder Anschauens, "der raum ist an sich nichts, d.h. er hat seinen grund bloß in der beschaffenheit unserer sinnlichkeit und fällt mit dieser weg." (Kant)

- Raum ist in der Mechanik die Linie, welche von dem Mittelpunkt der Schwere eines Körpers bei seiner Bewegung durchgangen wird.

- Raum bei einem Schiff: Der unterste Boden.

Reihe (1)

Vielleicht ist die ursprüngliche Bedeutung dem Zusammenhange des Wortes mit dem starken Verbum rihan gemäß durch Stiche oder Einschnitte bezeichnete Linie. Im nd, begegnet noch ein rije in dem Sinne: lose Naht mit weiten Stichen. In ähnlicher Anwendung bezeichnet mhd. rihe nhd, reihe die vertiefte Linie, die sich am menschlichen lörper bildet, wo der Oberschenkel sich an den Bauch schließt.

- Reihe als eine fortlaufende, sinnlich wahrnehmbare, räumlich verbundene Linie von Gegenständen oder Personen, welche ihrer Zusammengehörigkeit gemäß geordnet sind. Die nähere Bestimmung, woraus eine Reihe besteht wird mit "von" oder dem Genetiv angefügt: Eine Reihe Perlen. Militärisch bilden eine Reihe die in einer geschlossenen Abteilung hintereinander stehenden Leute.

- Reihe, die Sitzreihe in Kirche, Schule, Saal.

- Reihe für geschriebene oder gedruckte Zeilen.

- Reihe bildet auch eine Art Maßeinheit für Knoblauch,


Reihe (2)

 
- Bunte Reihe: zunächst in allgemeiner Bedeutung, den Farben, den Gestalten nach gemischte, mannigfaltige Reihe, Im engeren Sinne bezeichnet bunte Reihe diejenige Anordnung der Geschlechter im Gang, Tanz, Sitz, bei der jede Person zwei des anderen Geschlechts zu seinen Seiten hat.

- Reihe für ein Ganzes von zeitlich aufeinander folgenden, logisch miteinander verbundenen, oder nur in der Vorstellung verknüpften Elementen: eine Reihe von Tagen.

- Reihe als das zeitlich aufeinander folgende zusammenfassend geht geradezu in den Begriff geordnete Folge, ReihenfoIge über.

- in der Mathematik ist eine Reihe dasselbe wie eine Progression, gebildet durch Zahlenwerte, die nach einen bestimmten mathematischen Gesetz aufeinander folgen (Zahlenreihe).

Richtung

Die Bedeutungsentwicklung geht der von richten parallel.

- Das Gerademachen besonders in der technischen Bedeutung von Richten.

- Die Hinwendung auf ein Ziel oder nach einer bestimmten Seite,

- Im eigentlichen Sinne sowohl von der Richtung einer Bewegung, als auch von der Ausdehnung eines Körpers nach einer Seite hin.

- Im juristischen Sinne die Schlichtung eines Zwistes, Versöhnung, Vergleich, Vertrag. (Richter)

Riegel

Die Herkunft des Wortes ist dunkel. Die gleiche Bedeutungsentwicklung bei Riegel und Rick läßt einen etymologischen Zusammenhang zwischen beiden vermuten. Die Grund bedeutung von Riegel ist Querholz, daher die Querstücke im Fachwerkbau Riegel heißen. Solche Querhölzer von innen der Tür vorgelegt weisen den einfachsten und ältesten Verschluß.

- Riegel an der Tür

- Bildlicher und poetischer Gebrauch: Einer Sache, einem Unternehmen einen Riegel vorschieben = den Eintritt oder Fortgang verhindern.

- Riegel in der Bedeutung: Verbindendes Querholz , so besonders im Fachwerk.

- Riegel in der Bedeutung von Prügel, Knüppel, Hebel, Walze.

- In der Architekturtypologie eine der möglichen Bauköperformen.

- Die Nahrungsmittelmittelindustie verwendet Riegel zur Bezeichnung einer länglichen Süßspeise (Schokoriegel).

Riß (1)

Das Reißen, die Handlung des Reißens.

- Der ältesten Verwendung von reißen gemäß ist als Riß anzusetzen: Handlung des Einritzens, des Linienziehens, zunächst von Furchen im Feldbau, dann von Schriftzeichen. im Deutschen hat dieser älteste Gebrauch kaum noch Spuren hinterlassen.

- Die Handlung des Reißens, das zerrend Verletzen, das Auseinanderzerren, gewaltsam Trennen u. ähnl.: in eigentlicher Bedeutung: "ein riß des fadens ist mißlich beim nähen." (Adelung) ; in übertragener Bedeutung. "dies alles aber waren nur kleinigkeiten gegen den entschiedenen riß, der wegen eines festes in der weimarschen societät sich ereignete." (Göthe 31,124)

- Aufreißen im Sinne von eine schnelle Bewegung ausführen geht wohl die besonders in den Mundarten häufige Bedeutung heftiger, rascher Schlag zurück.

- Das Gerissene, durch reißen entstandene.


Riß (2)

- Das durch Reißen, Ritzen, Furchen, Linien, Ziehen hervorgebrachte, besonders von Geschriebenem und Gezeichnetem: von Geschriebenem: "die riß, züg oder strich der bouchstaben." ( Maaler ductus literatum); von Gezeichnetem: mit Anlehnung an das Geschriebene zunächst von der einzelnen gezeichneten oder gerissenen Linie. "sag weiter, die geometrei von natur und aigenschaft des risz und strichs, so nur lang ist, kain höch noch prait hat." (Aventin 1,427,32); weiter die aus Linien bestenen de Zeichnung und freier jede Abbildung und Malerei: "der liebe waares bild ist oft gewünschet worden; kein künstler aber findt darzu sich recht geschickt: dan steket einer selbst in ihrem blinden orden, so wird der echte risz aus blindheit nicht erblickt." (Reinh. v. Freiental 174); besonders von gezeichneten Plänen zu Bauwerken: 'sollte nun zum werke geschritten werden, so verfertigte der meister einen risz (des baus), der von dem bauherrn gebilligt als document und vertrag in des künstiers händen blieb." (Göthe 43,434)


Riß (3)


- Eine freiere Verwendung im Sinne von Entwurf, Plan in übertragener Bedeutung wird durch Gleichnisse wie das folgende vermittelt: "das universum ist ein gedanke gottes. nachdem dieses idealische geistesbild hinübertrat, und die geborene wett den riss ihres schöpfers erfüllte ... , so ist der beruf aller denkenden wesen in diesem vorhandenen ganzen die erste zeichnung wiederzu finden." (Schiller 4,41)

- Eine durch reißen, d.h. gewaltsam trennen, zerren, zupfen: oder auf ähnliche Weise entstandene Lücke in einem zusammenhängenden Gegenstande in eigentlicher Bedeutung: "die welt ist eine glocke, die einen risz hat, sie klappert. aber klingt nicht." (Göthe 49,65); in übertragener Bedeutung im Sinne von Trennung, Spaltung, Wunde, Lücke, in gleicher Verwendung: "oh' welchen risz erregst du in meinem herzen." (Schiller Wallenstein tod 2,2); mundartlich: einen Riß im Kopf haben = nicht recht gescheid sein.

Stahl (1)

Gehärtetes Eisen.
Stahl ist ein gemeingermanisches wort, im gotischen unbelegt.
Bedeutung:

- Stahl im eigentlichen Sinne als Stoff (ohne .Plural); Stahl ist Eisen mit 0.5 bis zu 2 Prozent Kohlengehait. Er liegt in dieser Bezeichung und in der dadurch bedingten Härte in der Mitte zwischen Roheisen und Schmiedeeisen und hat mit jenem die leichte Schmelzbarkeit, mit diesem die Schmiedbarkeit gemein. Stahl ist also nur eine besondere Form des Eisens, jedoch betrachtet es der gewöhnliche Sprachgebrauch wie ein besonderes Metall für sich und nennt es gern mit dem Eisen zusammen: Stahl und Eisen, Eisen und Stahl. Die charakteristische Eigenschaft des Stahls ist seine Härte. Er hat zudem die besondere Eigenschaft, daß es viel härter wird, wenn er im glühenden Zustand rasch abkühlt. Mit der Härte hängt die Elastizität zusammen. Ferner ist Stahl magnetisch. Er wird hauptsächlich gebraucht, um allerlei Geräte daraus herzustellen, die dann teilweise selbst als Stahl bezeichnet werden.

Stahl (2)

Stahl in freierem und übertragenem Gebrauch:

- Stahl wird typisch gebraucht in bezug auf seine Härte: so Stahl in Vergleichen von Menschen: "er ist wie eisen und stahl in bezug auf robuste kondition, unverwüstliche Gesundheit und Körperkraft; oder ethisch gewendet als Ausdruck einer harten oder festen Gesinnung. ''dieser republikaner ist hart wie stahl.' (Siller 3,24)

- Stahl tritt auch in der völlig anderen Bedeuten von 'Fuß, Bein' an einem Gerät auf.

Stein (1)

Die Ausführungen zum Begriff Stein sind von allen die umfangreichsten, Sie nehmen allein den Raum von 73 Seiten im Grimmschen Wörterbuch ein, sodaß hier nur ein kleiner Auszug gegeben werden kann.

Das Wort ist gemeingermanisch. Der endungslose Plural findet sich besonders häufig in der Alliterierung Stock und Stein.

Bedeutungen:
Die grundlegende Bedeutung des Wortes scheint die einer festen, starren Masse zu sein (idg. Wurzel stai-, stia- = verdichten, zusammendrängen, stopfen),

- Stein als Fels. Diese Bedeutung ist in der älteren Sprache ganz häufig und besonders in Orts- und Flurnamen bezeugt: Ilsestein im Harze, Dachstein. Holstein, Wilheimstein).

- Stein als Felsenwand.

- Ein festes, hartes, anorganisches Naturprodukt. Stein als lat. lapis Einzelwesen: (Feldstein, Kieselstein).

Stein (2)

 
- Stein als lebendes und wachsendes Gebilde: "so könten sich auch in die wachsenden steine allerhand saamen von bäumen und kräutern einmischen." (Lohenstein arminius 1, 626)

- Stein als Masse: "des alten meeres muscheln, lm stein sucht ich die versteinten." (Göthe 5,59)

- Stein als Sitz, Lager und der gleichen.

- In Verbindung mit adjektiven z.B. heißer stein im wirklichen Sinne etwas, was Flüssigkeiten schnell verdunsten läßt. übertragen ein unangenehmer Aufenthalt.

- Vielfach bezeugt ist der Aberglaube, der sich an die Edelsteine knüpft, über die wunderbaren Kräfte, die man den Steinen zuschrieb: Glückssteine, unsichtbar machende Steine. Steine, die wachsen und leben wie organische Wesen. Einige Steine stehen in geheimnisvoller Beziehung
zu Naturerscheinungen, Sie verändern ihr Aussehen mit dem Netter, sie nehmen an Glanz, Größe oder Kraft mit dem Mond ab und zu.


Stein (3)

Stein im Dienste des Menschen:
- Als Geschoß, Waffe, .Mittel zum Werfen.

- Probierstein, Schleifstein, Gedenkstein, Steintafel, Steingefäß, Grenzstein, Altarstein

- Baustein: "stein auf stein mit gutem vorbedacht gibt zuletzt auch ein gebäude." (Göthe IV 35,73). 'der ruhm, diese phantasterei in die steine der äußeren architektur gebracht zu haben, gebührt Dresden." (Justi Winckelmann 1,258),

- Grundstein, Pflasterstein,

- Stein als Material des Bildhauers, des Mosaikkünstlers, des Lithographen.

- Stein als Figur im Brettspiel, namentlich die Spielfigur Im Schachspiel
- Rechenstein, Grabstein, Taufstein.



Stein (4)

Stein als Verkörperung charakteristischer Eigenschaften:
- Schweres, etwas wuchtig oder schnell fallendes: "sie fielen zu grunde wie die steine." ( Luther Bibel 1,153)

- Als Last vor allem im sprichwörtlichen Gebrauch: Ein Stein vom Herzen nehmen,

- Stein als Gewichsmaß, heute veraltet

- Stein als Hindernis, Hemmnis, Anstoß: Stein des Anstoßes .

- Grundsätzlich unzählige Redensarten, die sich auf die Eigenschaften oder die Auswirkungen mit dem Umgang beziehen.

- übertragen als etwas gefühlsloses, mitleidsloses: "mit dir verglichen zeigt der stein sich milde (Göthe 2,5)

- als etwas lebloses, totes, stummes, wertloses.



Stein (5)

- Stein der Weisen.

- Stein uneigentlich von harten o der verhärteten. Teilen des Organismus (Blasenstein, Gallenstein usw.)

- Stein als Hoden, Gemächt, testiculi; "den knaben wird in der jugend der linke stein abgeschnitten." (Mandelslo Morgenl. Reisebesch. 113)

- Stein als der Kern der Frucht, Obstkern.


Stoff (1)

Textum, materia, materies.

- Im eigentlichen Sinne mehr oder weniger deutlich der kostbare (seidene) Stoff, überhaupt auf Zeuge und Tuch aller Art ausgedehnt.

- Materie, Materiale

- Als naturwissenschaftlicher Begriff zugleich zur Verdeutschung von Material, Substanz.

- In seinem Wesen in der Philosophie: "der stoff ist unsterblich, unvernichtbar." (Büchner kraft und stoff 10)

- Bildlich als Material zur Verwendung für die verschiendartigsten Äderungen des menschlichen Mikrokosmos.


Stoff (1)

- Mit Rücksicht auf den Zweck: Stoff zum Lachen.

- Seltener Stoff für eines: Neuigkeiten des Tages; zum Stoff für ihre Unterhaltung .

- Mit einer adjektivischen Bestimmung: Der rohe Stoff, reicher Stoff.

- Als Gegensatz zum Geist.

- Als Gegensatz zur Form: "der fleisz in den formen kann zuweilen die massive Wahrheit des stoffes vergessen lassen.' (Schiller 4 ; 54)

- ugs. Bezeichnung für Drogen

Stütze (1)

Stütze ist wahrscheinlich Ableitung von stützen. Die Abhängigkeit von diesem Verbum besteht von Anfang an: Stütze ist, was stützt. In den modernen Mundarten zeigen Stütze und stützen völlig gleiche Verbreitung. Eine Herleitung von Stütze aus dem alten Stutz, Stutze, stutzen liegt nahe: Stütze wäre dann ursprünglich ein oben abgeschlagener, stumpfer Stamm, Pfahl, Klotz, auf dem etwas ruhen kann. Bedeutung und Anwendung:

- Körper, Bauteil, Pfahl, der vermöge seiner körperlichen Eigenschaften trägt und stützt.

- Pfahl, Pfosten, Pfeiler, Säule: "bodilo, ein geborner franck, der vormals aus geheiß hilderichs an ein stützen gebunden und gegeißelt worden war.' S. Franck Germ. Chroa, 335)

- Die eigentliche Bedeutung des Wortes, die Funktion des Stützens, findet ihre Ausprägung im Bereiche der Architektur, wo Stütze jeden Bauteil bezeichnet, der eine Last zu tragen hat: "die Balken hätten auf stützen geruht, um die mauer nicht berühren zu müssen." (Hermann Grimm Michelangelo 1,279)

- Weniger häufig Strebe, die schräg gegen die Mauern eines Gebäudes steht, und dieses halten hilft. 'stützen, die zu mehrere haltung an eine mauern angebracht werden.' (Vitruvius, de architectura, Anh. 7 Rode)

Stütze (2)


- In über den Hausbau hinausgehenden Anwendungsbereichen ist der stützende Körper von weniger eindeutiger Art: "erstlich die gebeyn, gleich als ein Fundament und stütz, darauff der leih gebauwen ist:" (Ryff anatomi (1541) 22;

- Leichtere Hölzer, Stöcke, Latten, Pfähle als Stützen.

- Stab, Stock, der den Menschen in aufrechter Haltung stützt.

- übertragen: was die Funktion des Stützens vermöge seiner Stellung und inneren Eigenschaft hat.

- Die Stütze im Sinne von die wichtigste Stütze, tragende Säule, übertragen aus dem architektonischen Bereich: stolz auf das vaterland, dessen inteliectuelle einheit die feste stütze jeder kraftäußerung ist.4 (A.v.Humbold, Kosmos 1,43)

- Beistand, Hilfe, Halt, Unterstützung hauptsächlich auf dem Bilde des gestützten Baumes beruhend: alt und am reichsten bezeugt vom Menschen, der einem andern beisteht und hilft: " seelig ist die seel des gottesfürchtigen. auf wen verläßt er sich: wer ist sein stützen? (Albertinus Hirnschleifer 197)

Stufe (1)

Bedeutungsmäßig nahe liegt das zum selben Wortstamm gehörende ags. stopel, das auch als Treppenstufe belegt ist. Stufe gehört zu dem Verbalstamm stap-, stöp- = auftreten, schreiten.
Bedeutung und Gebrauch:

- Stufe als die getretene Stelle, als Fußstapfen, als Vertiefung in der Erde, um die Saat zu stecken.

- Stufe von grades, die am meisten entwickelte und ausgebreitete Bedeutung. Der Hauptgebrauch zu allen Zeiten Stufe als Teil einer Treppe, Leiter und dergleichen. wenige Stufen rufen die Gesamtvorstellung der Treppe nicht hervor: "es war eines jener zum entzücken unregelmäßigen häuser, wo man, um von einem zimmer ins andere zu gelangen, stufen auf- und abgeht." (Holtei erz. Schr. 5,7)

- Stufen als Unterbau für erhoben vorgestellte Gegenstände, zumeist auf den Rand des abgestuften Unterbaus, den Anstieg beschränkt. In der Regel wird die räumliche Erhöhung als Ausdruck einer inneren Wertung empfunden. "drey männer von gesetztem geist, die man mit Wahrheit gründlich heiszt, besteigen der katheder stuffen. (Gottsched ged. (1751) 1,158)

Stufe (2)

- als Zeichen eines Rangunterschiedes, typisch geworden sind in diesem Zusammenhang die Stufen des Thrones und die Stufen des Altares.

- Die steinerne Treppe vor dem Haus aus einer oder mehreren Stufen.

- Stufe als Fußschemel, niedrige Bank.

In erweiterter Anwendung aufgrund einer Formähnlichkeit von abgestuften Gebilden, die nicht mehr der Funktion des Steigens dienen. Besonders in der Geologie von Berg- und Gebirgsformationen. Auch von der Form der Einzelstufe ausgehend : "damit war die steile der unteren watzmannstufe überwunden." Übertragungen:

Die Fülle des übertragenen Gebrauchs, dar Stufe als Abschnitt eines Kontinuums in Beziehung zum ganzen setzt, ist in seinen Anfängen in engem Zusammenhang mit dem von Grad zu verstehen. So die Maßeinheit einer Kreisteilung und die Gradeinteilung an der Sonnenuhr. Kelter die geographischen Breitengrade, ebenso von den Graden des Tierkreises, Temperaturgraden, Tonleiterintervallen, als Verwandtschaftsgrad oder als grammatischer Terminus in der Steigerung.

Stufe (3)


- Von geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten, unter denen graduelle Unterschiede gesetzt werden. Die das einzelne aus dem ganzen heraushebende Aussagefähigkeit macht das Wort geeignet zur Bezeichnung von gradweisen Unterschieden irgendwelcher Qualitäten.

- Stufe als Schritt in einem methodischen Prozeß: "seine müdigkeit und der mangel an sprachkunde hatten ihn jedoch leider gezwungen auf dieser ersten stufe des kourmachen stehenzubleiben.' (Gaudi s. w. 13,85)
 
- Stufe als Abschnitt eines zeitlichen Kontinuums; zunächst allgemein im Hinblick auf den Ablauf eines Vorgangs, speziell mit Bezug auf das menschliche Leben: 'halte dich an die zage, die einer jeden stufte des menschlichen lebens natürlich sind:' (Ramler Horazens dichtk. 63); oft mit einem Wertungsakzent, wenn es ein um historische Entwicklung kultureller Zustände handelt, so in den überaus häufigen Verbindungen Stufe der Kultur, der Bildung.

Tiefe (1)

Gegensatz zu Höhe
Im eigentlichen Sinne:

- Senkrecht, das Tiefsein von oben nach unten, die Vertiefung und das Maß derselben. Tiefe Lage (als Endpunkt einer Vertiefung), ein tief liegender Ort oder Raum, Abgrund u.s.w. "und die erde war wüst und leer, und es war finster auf der tiefe." (1.Nnse 1,2)

- Waagrecht, das Tiefsein von vorn nach hinten: Die Tiefe der Zimmer, des Theaters Tiefe.



Tiefe (2)


Uneigentlich:

- Eine gleichsam unermessliche Tiefe, ein Abgrund: "ein ozean der tiefe ist das auge." (Lenau 1,338)

- Was nicht offen liegt, verborgen oder geheim, schwer oder nicht zu ergründen, zu erforschen ist: "die kunst übernimmt nicht mit der natur, in ihrer breite und tiefe zu wetteifern, sie hält sich an der oberfäche der natürlichen erscheinungen, aber sie hat ihre eigne tiefe, ihre eigne gewalt." (Göthe 36,233)

- Besonders vom tiefen inneren Leben, Denken und Empfinden: "weil die tiefe des herzens für ihn selbst unerforschlich ist." (laut 6,214)

- Die Tiefe der Stimme, des Tons.

- Die Tiefe der Farbe.

- Die Tiefe der Nacht.

- Die Tiefe des Atems.

Tor

Aus dem selben Stamme wie Tür, womit es oft alliterierend verbunden ist.

- Eine große, zum Eingang und zur Einfahrt in eine befestigte Stadt, in ein Gebäude u.s.w, bestimmte Öffnung, auch der Verschluß derselben: Tor einer Stadt: "grosse stadt will weites tor.° (Wittenweiler ring 23,23)

- Biblisch: Ort des Gerichts, da man unter den Stadttoren, wo die meisten Leute ein- und ausgingen, Gericht zu halten pflegte.

- Tor einer Stadt, einer Burg, eines Hauses, einer Kirche, eines Tempels u.s.w.

- Sonst ein weiter Eingang mit oder ohne den Nebenbegriff des Verschließens im eigentlichen und bildlicher Sinne: Tor des Landes. Tor des Paradieses, des Himmels, der Hölle; Tor des Lebens, des Grabes, des Todes, der Zeit und Ewigkeit. Tor der äußeren und inneren Sinne: "sie durften die tore des gefühls dem elend nicht verschließen.' (Gotter 1,139) Tor des Glücks, der Freude.

Tür

Eigentlich ein zum Singular gewordener Plural (Türe). Der Begriff Tür erscheint in den idg, Sprachen oft als Dual die beiden Türflügel) oder als Plural. wird gerne alliterierend mit Tor verbunden.

- Die Tür ist eine zum Ein- oder Ausgang oder eine zum Ein- oder Austun (an Behältern) bestimmte Öffnung, sowie die bewegliche Verschlußfläche derselben, in engeren Sinne besonders die Haus-, Saal-, Zimmer- j.3nmertür.

- Formelhaft ohne Artikel: Tür an Tür = nebeneinander.

- Sonst ein Eingang wozu, mit oder ohne Nebenbegriff des Verschließens, eigentlich und bildlich: Tür des Himmels, der Hölle: "wenn er (der papst) um ablaszgeld die thüren des himmels öffnet." (Freytag ges. werke 11,51); Tür des Lebens, der Todes, des Grabes; der Schamen Tür = Vulva; Tür der äußeren und inneren Sinne: "aug und ohren sind die fenster, und der mund die thür ins haus." (Logau 1,9,74)

- Tür in bezug auf das dahinter befindliche Verborgene in der Bedeutung eines Vorgangs der den Zugang zu diesem Verborgenen ermöglicht (Tür zum Unterbewußtsein).

- Tür als Symbol für Kommunikation: Die Tür zuschlagen = die Gesprächsbereitschaft beenden.

- Mit der Tür ins Haus fallen = überstürzt handeln

Traufe

Das Niedertröpfeln, der Tropfen, der Ort des Tropfen-Falls, das Traufrecht.

- Nomen actionis: Das Herunterfallen einer Flüssigkeit, das Tröpfeln.

- Regen, nur selten ohne nähere Angaben.

- Im allgemeinen wird der Ort, von dem der Regen herabfällt, angegeben, meist ein Dach: "traufe nennt man das beim regen vom dach frei herabfallende wasser." (Helfet Ladbaukunst 1836, 368)

- Im deutschen Recht spielt die Traufe eine große Rolle: "er sol auch haben anderthalb füße zwischen den nachbarn, darumb eine iegliche gelengen zwischen zweyen häusern, darin beede traufen fallen, drei füße in die weite haben muß." (Stadtrecht von Eisenach 147 (1670))

- Traufe als Steigerung zu Regen

Literarisch gelegentlich mit beabsichtigter Umkehrung des Sprichworts von der Traufe in den Regen im Sinne von ein kleineres übel statt eines größeren eintauschen: "ich bin wenn nicht aus dem regen in die traufe, doch aus der traufe in den regen geraten." (Theater und Universität unterscheiden sich nicht viel voneinander.) (Göthe IV 29,94)
- Ort zwischen der Traufe und der Grundmauer eines Gebäudes.

Treppe (1)

- Treppe als Einzelstufe (gradus) ist bis ins 17. Jahrhundert die Hauptanwendung mit ausdrücklicher Unterscheidung zu Stiege (scalae). Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tritt diese Bedeutung aber gegenüber der nunmehr sich vordrängenden Bedeutung scala zurück.

- Treppe im Sinne von scala: Große meist steinerne Freitreppe aus einer Mehrzahl von Stufen vor vornehmen Häusern, Kirchen.

- Bildlich: Wy mötet de hoge Treppe tohop sygen = Wir müssen unsere Sache gerichtlich ausmachen.

- Treppe im Inneren der Hauses: "salomo ließ aus eben-holz treppen im hause des herrn und im hause des königs machen" (2. Chron. 9,11). Besonderer Erwähnung wert ist der Raum unter oder hinter der Treppe, in früherer Zeit auch als Aufenthaltsort für Elende, Bettler, Narren.

- Besondere Merkmale einer Treppe finden in charakteri sierenden Adjektiven ihren Ausdruck: Wendeltreppe, elende, enge Treppe.


Treppe (2)


- Die Funktion der Treppe, ein unten gelegenes mit einem oberen zu verbinden, begründet ihre häufige syntaktische Zusammenfügung mit adverbiellen Bestimmugen der Richtung, die ihrerseits zumeist mehr oder weniger fest mit Verben der Bewegung verbunden sind, Der eigentlichen Aufgabe der Treppe gemäß geht dabei der Richtungssinn für das Bewußtsein am häufigsten von unten nach oben.

- Von den sonstigen verbalen Verbindungen mit Treppe, erscheinen diejenigen häufiger, die das akustische Moment zum Ausdruck bringen: "da knarrte nettchens treppe von ihrem fuß," (Göckingk ged. 1781 2,201)



Treppe (3)

Bildlicher und übertragener Gebrauch:

- Übertragung aufgrund der Funktion: Das räumliche oben und unten der Treppe wird dabei in irgendeinem Sinne wertend verstanden. Dazu kommen Vorstellungen, wie sie auch verwandten Begriffen wie Leiter, Stufe eigentümlich sind: Treppe als Weg zu einem meist erstrebenswertem Ziele, seltener im umgekehrten Sinne. Bemerkenswert ist die übertragen gebrauchte Redensart: Jemandem etwas auf die Treppe legen = ironisch Jemanden abweisen, jemandem etwas in den Weg legen.

- Übertragung von der Form der Treppe ist meist an conctreta gebunden. Es kann das Ganze der Treppe übertra gen werden hauptsächlich bei in der Natur vorgefundenen Stufenbildungen zunächst mit dem Bewußtsein ihrer Verwendung: "eine natürliche treppe bildeten ihre baumwurzein." (H. Heine 3,51); für geographische, geologische Forma tionen: "die treppen des alpengebirges" (Hölderlin 1,263) Einzelne Merkmale der Treppe werden als charakteristisch für andre Gegenstände gesehen, nur selten die Schrägnei gung: "flog dann hinan des ufers jähe treppe, daß kies und mergel daran herunter klirrten." (Freiligrat ges. red. 1,180) Constitutiv ist das Stufige, Gegliederte: Haare stufig schneiden.

Tunnel

Unterirdischer Weg. Ein aus dem Englischen entlehntes Wort, das im 19. Jahrhundert mit dem Aufschwung des Verkehrs weitere Verbreitung fand. Es geht auf afrz. tonnelle, Tonnengewölbe, Tonnennetz, Faß zurück, einer Ableitung von gall. tunna, Haut, Oberfläche, dann Schlauch. Im Englischen zuerst als tonnel, röhrenförmiges Netz zum Rebhühnerfang bezeugt, durchlief das Wort später einen Bedeutungswandel der über Schornsteinröhre, Schacht zu Stollen, unterirdischer Verkehrsweg führte.

- An zwei Punkten zutage tretender unterirdischer Verkehrsweg, der mit technischen Mitteln erbaut und gegen das Erdreich mit Mauerwerk, Beton oder Eisenwandungen abgesteift ist: Durch den Berg, unter Wasserläufen oder dem Meeresboden, unter Großstädten.

- Besonders im Vergleich und bildlicher Verwendung treten akkustische Momente in den Vordergrund: "der tunnei brüllte achtzig kilometer weit auf, als donnere der ozean in die stollen." (Kellermann Der Tunnel 1948, 148) Auch visuelle Momente können hervortreten: Das Licht am Ende des Tunnels als Sinnbild für Hoffnung.

- übertragen auf andere technische Gebiete: den Ausgangspunkt für die Bezeichnung bildet dabei die Vorstellung eines langgestreckten gewölbten Hohlraums.

- übertragen aus der Eigenschaft zwei völlig verschiedene räumliche Situationen durch optisches Ausblenden des Übergangs zu verbinden auch in der Anwendung als Zeittunnel vor allem in der utopischen Literatur zu finden.

Turm

- Im allgemeinen: Einen Turm bauen. sprichwörtlich: große, hohe Türme fallen hart.

- Der Turm zu Babylon: "der tempel der philosophen und der turm zu babel bleiben beide nur fragmente." (Klinger bertr. 1803 1,190)

- Als Befestigung: Schloß-, Burg-, Festungs-, 'lauer-, Tor-, Wartturm.

- Die Burg- und Stadttürme wurden im unteren Geschosse zu Gefängnissen benutzt: "so wil ich dich drei wachen zu unterst in den thuren legen." (H. Sachs 9, 333, 8) 'der gevangen und in den turn gelegt Wirt umbe so getan tat.' (Nürnberger Polizeiordnung 15 14.Jhd.)

- Kirchen- und Glockenturm: Das Kreuz auf den Turm setzen.

- Übertragen und bildlich: In bezug auf die Höhe, Stärke, Festigkeit: 'denn du bist meine zuversicht, ein starker thurn für meinen feinden." (Ps.61,4) In bezug auf den festen Grund des Turmes.

- Leucht-, Feuerturm.

- Schachfigur

Wand (1)

Seitenfläche eines Gebäudes oder eines anderen begrenzten Raumes.
Wand schließt sich etymologisch an winden an, es fragt sich nur, auf welchem Wege die Bedeutung zu gewinnen ist. Schon Fr. Junius ging von and, wintan in der Bedeutung von lat. flectere aus und deute' Land als die au5 gewun denen Reisern hergestellte und dann mit Lehm beworfenen Wand, Tellerwand, Bedeutung und Gebrauch:

- Im gewöhnlichen Sinn bezeichnet Wand eine von Menschen-Hand ausgeführte meist senkrechte Fläche zur seitlicher. Abgrenzung eines Raumes. In der Bedeutung berührt es sich am nächsten mit .Mauer, wobei der hauptsächlichste Unterschied der ist, daß das für den von den Römern erlernten kunstmäßigen Steinbau eingeführte Mauer auch später u{ Steinbauten beschränkt wird, während Wand zunächst auf Lehm- und :Holzbauten geht und namentlich die seit dem frühen Mittelalter nachweisbare Fachwand bezeichnet.

- An Wand zunächst an und für sich als Bauwerk betrachte'_ schließen sie eine große Zahl von festen Verbindungen an: nach dem Material: Lehmwand, Haarwand; nach der Art der Herstellung: Fachwand, Riegelwand, Stakwand; nach der

Wand (2)
- Lage und Zweck: Innenwand, Außenwand, Zwischenwand, Rückwand, Spiegelwand.

- Zuweilen steht Wand allein für Gemach oder Haus, häufiger wird so 'die Wände', besonders die 'vier Wände' gebraucht. Die Formel die vier Wände ist besonders in der mittelalterlichen Rechtssprache üblich gewesen: Von dem Raum, den man wohnlich inne hat; man genießt darin Sicherheit; das Rind sieht, beschreit die vier Wände (Geburt); auch von einem Gerichtshaus; vom Gefängnis: Auch die neuere Sprache liebt die Wendung die vier Wände zur Bezeichnung des von jemanden bewohnten Raumes.

- Die Verbindung mit Wand kann dazu dienen gewisse örtliche Verhältnisse zum Ausdruck zu bringen. Wand bezeichnet die von den Vorgängen im Zimmer abgewendete Richtung: Sich (sein Antlitz, Gesicht) zur Wand kehren. Es schließt sich an, dass Betrunkene an die Wand fallen, ebenso tappen die Blinden nach der Wand. Daraus erklärt sich die namentlich im alemannischen übliche Wendung an den Wänden gehen für in der Irre gehen, im Irrtum sein. An den Blindengang knüpft auch die jüdisch-deutsche Redensart an, er geht bei die Wänd = macht Umwege.

- Wer nirgends hinaus kann, versucht die Wand hinauf zu laufen. Es gilt das besonders als Zeichen großer Erregung.

Wand (3)

- An die Wand hängen steht auch übertragen für etwas aufgeben

- Die Wand kann weiter als etwas Hartes angesehen werden, an des man sich und andere beschädigen kann: Hierher gehört auch eine Redensart, die bei Luther als derbe Abweisung beliebt ist: "gehe von der wand, so zustöst du den hindern nicht." Henisch 1436,24); den Kopf an die Wand schlagen aus Gram oder Verzweiflung. Die Wendung mit dem Topf durch die Wand wollen bekommt den Sinn etwas Unmögliches durchaus durchsetzen wollen.

- Viele Wendungen erklären sich daraus, daß die Wand als Mai- oder Schreibfläche angesehen wird: An die Wand schreiben, vom Anschreiben der Schulden, namentlich von dem die Zechschulden an der Wand ankreidenden Wirt. Die Redensart, man soll den Teufel nicht an die Wand malen kommt schon bei Luther vor. Die Bedeutung ist; man soll ein Unglück nicht durch leichtsinniges Handeln herbeiführen.

- Anderen Wendungen liegt die Vorstellung zugrunde, daß eine Tätigkeit durch die Wand hindurchgeht: "europa bekam aber sein licht, wie ein dunckles gebäude, dadurch, dasz es die wände durchbrach, womit wir gleichsam eingesperrt waren." (Abbt 2,2, 102; weitere Wendungen sind durch die Wand sehen, durch die Wand sprechen.

- Wand kommt bei Teilen des tierischen Körpers vor.

Wand (4)

- Während in den bisher behandelten bildlichen Wendungen noch von der Wand in seiner eigentlichen Bedeutung auszu gehen war, kann auch Wand selbst bildlich von Dingen gebraucht werden, die damit in irgendeiner Beziehung verglichen werden können. Bei Vergleichen tritt meist die Auffassung von Wand als etwas hohem, dichtem, unbeweglich stehendem hervor: von Wasserfluten, Nebel, Sturm: 'vor der thür stand der nebel jetzt schon wie eine weisse wand." (Heyse nov, 2,3)

Übertragener Gebrauch:

- Seit der mhd. Zeit kommt Hand als Felswand, Abhang eines Berges oder Felsens vor.

- Wand ist seitliche Begrenzungsfläche einer Höhle, einer Grube, eines Kanals, einer Schleuse.

- Häufig kommt Hand für die Seiten des Schiffsrumpfs vor.

- Wand kann den Seitenteil von vielen Geräten bezeichnen: Bei Möbeln z.B. einem Kasten, einer Truhe, einem Schrank spricht man von Wänden.

Weg (1)

Zum Verkehr hergerichtete Strecke. Strecke, die man durchmißt, um zu einem Ziel zu gelangen.

- Weg als ein Längsstreifen der Erdoberfläche, der für den menschlichen Verkehr hergerichtet ist (oder dazu regelmäßig benutzt wird). Reg ist der allgemeinste Ausdruck, dem sich Straße, Gasse, Pfad, Steig, Steg unterordnen.

- Weg kann dann überhaupt eine Strecke sein, auf der sich etwas einem Ziele zu fortbewegt, ohne daß es auf die Beschaffenheit dieser Strecke ankommt. Die Strecke kann über mehrere gebahnte Straßen hinweggehen (z.B. der Reg nach Rom), sie kann aber auch ungebahnt sein (z.B. Der Reg durch die Rüste). überall kommt es darauf an, daß eine bestimmte Richtung nach einem Ziele zu verfolgt wird. Der Reg kann auch durch das Wasser, die Luft, die Erde, durch einen Körper hindurch genommen werden und zwar nicht nur ven Menschen, sondern auch von Tieren, von bewegten Gegenständen von Flüssigkeiten und Dünsten u.s.w.: "der Wolken, luft und winden, gibt Wege, lauf und bahn, der wird auch Wege finden, die dein fuß gehen kann." (P. Gerbardt Fischer-Tümpels Kirchenlied 3,435 f.)


Weg (2)


- Einige Verwendungen sind von der Bibelsprache ausgegan gen. Hebräische Wörter mit der ursprünglichen Bedeutung Weg, Pfad werden im neuen Testament auf das Leben und die Lebensführung des Menschen, namentlich auf sein Verhältnis zu Gott bezogen. Die Bibel spricht oft von den verschiedenen Regen, auf denen der Mensch im Leben wandeln kann, am anschaulichsten im Gleichnis vom breiten lieg, der zur Hölle und vom schmalen, der ins Himmelreich führt.

- Aus Zugang; Möglichleit, wohin zu gelangen ist die Bedeutung Mäglichkeit, Gelegenheit hervorgegangen, die ans namentlich in "Mittel und Wege" geläufig ist.

Weite (1)

Bedeutung und Gebrauch entsprechen in den Grundzügen denen von weit.

- Die Weite ergibt sich vornehmlich aus der Länge und Breite, mit Betonung der Größe, oft mit deutlichem Gefühlswert, der noch durch ein Beiwort bekundet werden kann. Nach Verblassen des im Begriff selbst enthaltener, Größenurteils mit äußerer Maßangabe. Von nur verhältnismäßig großer Ausdehnung bei Innenräumen. Offener Raum im Gegensatz zum beschränkten; Weite der Ebene im Gegensatz zum Bergland. Ausgedehnte Meeresfläche im Gegensatz zur Meerenge. Von Umfang, Grenze und umschlossenen Räumen.

- Die Weite ergibt sich vor allem aus der Ausdehnung quer zur Haupt-, oder Blickrichtung: "man nem alle puncten der krummen mauren dicken und die weyten der felder dazwischen," (Dürer befest. d. Stett. A)

- Die Weite ergibt sich aus Länge, Breite, Höhe.

-

Weite (2)


Mit Vorliebe von der Ausdehnung des Himmels, des Weltalls, u.ä., zuweilen bedeutsam im Plural: "wann ich nick wüste die unermessliche weite des himmels." (Abraham as. Clara Merks Wien 37) In unserer Zeit wird auch der überschaubare Landschaftsraum als Weite erlebt. Weite ist gefühlsstärker als Raum, daher zur Verlebendigung des mathematischen Raums geeignet.

- Die Weite erstreckt sich längs eines Weges.

- Als Aufnahmefähigkeit.

Wohnung

Der Zusammenhang mit der Urbedeutung 'gern haben, wünschen" ist auch im westgerm. nicht ganz abgerissen. Einen Nachklang bewahrt das Wort auch noch in seiner späteren Entwicklung, insofern als wohnen lat. habitare gern das Element des Behaglichen, Geruhsamen betont. In der Sprache der Mystik konnte es sich daher zu einem Terminus für 'das befriedet sein, das Einwohnen in Gott entwickeln. Als Zwischenstufe ist anzusetzen die im westnord. Bedeutung sich behagen, zufrieden sein auf die auch wohnen im Sinne von gewohnt sein zurückgeht.

- Es bedeutet allgemein bleiben, verharren, verweilen, sich aufhalten, sich befinden, dann wie nhd. Sitz, Wohnung haben: "man wohnt an einem orte, den man auf eine zeit lang dazu gewählt hat, seine haushaltung daselbst zu haben, man hält sich an einem orte nur auf, wenn diese einrichtung nicht gemacht ist, dort seinen festen sitz zu nehmen." (Heynatz synon. wb. 1,272)

- Mit abstraktem Subjekt verbindet sich wohnen mit deutlich empfundener Bildkraft für Sitz, Wohnung haben, herrschen aber auch allgemeiner für ruhen, sich befinden, enthalten sein, sich auf eine beständige Art tätig und gegenwärtig beweisen : "überhaupt beobachtet man, daß die bösartigkeit der seele oft in kranken körpern wohnt.' (Schiller 1,166)

- Wohnen im zwei- und mehrgliedrigen Ausdruck: 'sie wohnen und leben beieinander, als wann sie eheleut wären." (Sattler, phraseologie 260)

Zeichnung

In älterer Sprache Zeichenunge in Bedeutung von Aufzeichnung, Niederschrift, Kennzeichnung; in der Druckersprache als Verdeutschung für die Signatur eines Bogens; in landwirtschaftlicher Fachsprache die Kennzeichnung des Viehs mit einem Brenneisen, durch Abscheren des Haars nach einer bestimmten Marke. In jüngerer Sprache nur mit der Bedeutung von zeichnen.

- Die Wachbildung eines Gegenstandes mit Umrißlinien auf dem Papier, wobei auch bisweilen Licht und Schatten wiedergegeben werden, Entwurf zu einem Bauwerk, Herstellung einer Figur mit Linien u. ä.

- übertragen: Beschreibung, Darstellung, Schilderung von Zuständen, Vorgängen, Verhältnissen, Charakteren, insbesondere die Wiedergaben eines realistischen Details in Dichtungen.

- Die schriftliche Anerkennung eines Vertrages, Unterschrift,

- Bei Tieren verwendet man Zeichnung, um die äußere Erscheinung zu beschreiben: Die Zeichnung der Felles oder des Gefieders.

Zeug

Sammelwort für sächliche Concreta. Für die Bedeutung setzt man (...) das Ziehen im Sinne von hervorziehen bringen an, woraus sich sowohl das Hervorbringende, das Gerät, wie auch das Hervorgebrachte, der Stoff, Vorrat ergibt.

- Gerätschaften für die Wirtschaft; für das Handwerk und Gewerbe.
Das unbrauchbar gewordene Schriftmaterial, das man
wieder umgießen kann.

- Volksläufige Redewendungen mit übertragenem Sinn haben sich an der Hantierung mit dem Werkzeug ausgeprägt: Sich ins Zeug legen, werfen, ins Zeug gehen sich anstrengen, tüchtig an die Arbeit gehen: Das Zeug dazu haben befähigt, begabt sein.

- Bereits ahd. Giziug zeigt die verschleiernde Einsetzung des Wortes Zeug für körperliche Organe, insbes. der Genitalien: "also hauwent sy dem münich sein manlichen zeug ab und werffen den her schwester in ir anlütz" (Marq. vom Stein Spieg. d. Tug. 1498)

- Vorrat, Stoff, Materie, Weltstoff.

- Im Zusammenhang mit dem Verlangen näher bestimmt zu werden in Fragen nach dem Stoff oder im Unwissen über den Stoff verwendet: "Was ist das für ein Zeugs ?" ; "Mit diesem Zeug kann man nix anfangen."

Zelle (1)

Entspricht dem lat. cella, welches erst mit dem Christentum Eingang fand, während das daraus abgeleitete lat. cellarium, wie sein Anlaut in dem deutschen Lehnwort Keller lehrt, früher angenommen worden ist.

- Das lat. cella bedeutete im Grunde, da zur idg. Wurzel kel- = hehlen, (ver)bergen gehörig, einen Vorratsraum, eine Kammer für Lebensmittel,

- Die Hauptverwendung fand das lat, cella indessen in der Bedeutung eines Kahngemachs eines Mönches in einem Kloster. Als Vorläufer eines späteren Klosters oder auch einer Kirche wurde oft zunächst nur eine kleine Niederlassung gegründet, die wohl meist nur eine Zelle enthielt.

- Im späteren Gebrauch unter Niederbelebung der alten lat. Bedeutung für den inneren Teil eines antiken Tempels, wo das Götterbild stand.

- In organischen Körpern, früh von Höhlungen des Körperinneren, so vom Butterleibe.


Zelle (2)


- Die Fächer in Kapseln oder Schoten, weiche sie Samen bergen.

- Schließlich in der modernen Naturwissenschaft die Bezeichnung der kleinsten organischen Formbestandteile zuerst von R. Hocke 1567 und zwar wegen der Ähnlichkeit des pflanzlichen Zellgewebes mit den Zellen einer Bienen wabe gebraucht.

- Neuerdings übertragen für eine kleine Gruppe von Anhängern einer politischen Partei, welche sich in einer großen Gemeinschaft wie dem Heere bildet. Z.B. national-sozialistische Zelle.

- Zelle bezeichnet auch die Raumeinheit zur Verwahrung von Straffälligen in Gefängnissen.
- Bürozelle.

Zimmer (1)

Die älteren deutschen Wortformen and, Zimbar, Zimpar, mhd. Zimber entsprechen dem anord. Timbr = Bauholz und dem afries. Timber = Holzbau, -gebäude, dem ags. Timber = Zimmer-, Bauholz, Gebäude, Bäume, Wälder.
Bedeutung:

- Bauholz und die daraus errichteten Bauwerke, namentlich Wohn- und Wirtschaftsgebäude, sodann eine Abteilung eines Wohngebäudes, davon zweigen sich Neben- und übertragene Bedeutungen ab.

- Für einen Bau aus Holz geeignete Baumstämme, in der Regel werkgerecht vom Zimmermann behauen und zum Abbinde: hergerichtet. Abkürzende fachliche Redeweise gestattet die Weindung Zimmer hauen, im Sinne von Stämme, die zum Zimmern bestimmt werden, schlagen, fällen; auch der einzelne Stamm oder behause Balken wird Zimmer genannt. Diese Bedeutung Bauholz geht von Anfang der Überlieferung bis in junge mundartliche Nachklänge durch.

- Aus Holz errichtetes Gebäude.


Zimmer (2)

- Zimmerwerk als Teil von Gebäuden oder für sich zu besonderem Zweck errichtet, so wird der Dachstuhl als Zimmer bezeichnet. Zimmerwerk als Aufbauten zu Wohn- und Befestigungszwecken auf der Stadtmauer. Zimmerwerk als Brücke über ein Gewässer.

Raum in einem Hause oder einer Wohnung, in dem Menschen wohnen oder sich aufhalten, selten anderen Zwecken dienend. Zimmer hat sich in der Schrift und schrittweise auch in der Umgangssprache dem älteren Worte Stube übergeordnet und ist der Gesamtausdruck für alle Arten von: Wohnräumen, Kammer und Cabinet einbezogen, geworden, nur Saal wird davon nicht miterfaßt. Das früher geläufige Gemach hat sich in eine vornehme Sprach- und Lebensschicht zurückgezogen. Gelegentlich kann das Wort Raum konkurrieren, wenn der Begriff des Wohnens oder des häufigen Aufenthaltes darin nicht vorliegt. Mit dieser Bedeutung von Zimmer gehen eine Reihe von Angaben zur näheren Beschreibung des jeweiligen Zimmers einher: (Anm. d. Autors)

Zimmer (3)

- Für die Gäste im eigenen Raus, in einem Gasthaus.

- Die Beschaffenheit des Zimmers, durch Adjektive gebildet, z.B. die Größenverhältnisse, die Belichtungsverhält nisse: (In Berliner Mietshäusern gibt es ein lang gestrecktes, halbdunkles, weil nur durch ein Fenster zum Hof erleuchtetes, Verbindungszimmer zwischen Vorder- und Seitenflügel. in anderen Städten wurde diese Bauweise nachgeahmt und der entsprechende Raum Berlinsches Zimmer genannt.)
Sachangaben, die die Ausstattung beschreiben

- Andere Angaben betreffen die Lage der Zimmer zueinander und im Hause.

- Stimmung und Gefühl, welche durch das Zimmer geweckt werden.

- Wohnung hoher Gesellschaftsschichten und Ort gebildeter Unterhaltung und Kunstgenusses.


Zimmer (4)


- Museale Räume.

- Die Schriftsteller gebrauchen das Wort Zimmer unbedenklich für Wohnräume der antiken Kulturländer.
Übertragener Gebrauch:

-  Zimmer bezeichnet von der Bedeutung Balken her daß Kreuz Christi,

-  Als gezimmerter Bau steht bildlich das Weltgebäude.

-  Reich belegt ist Zimmer als Wohnraum in der Übertragung auf den religiösen oder mythologischen und den astronomischen Himmel sowie auf die Erde,

-  Die Luft als das Haus, dessen Zimmer die drei anderen Elemente (Wasser, Erde, Feuer) einschließen. Der schöpferischen Natur wird ein geheimes Zimmer zugesprochen, und die Vorratsräume von Bienen (die Zellen) werden Zimmer genannt.

-  Das schöne Bild des menschlichen Körpers als eines kunstvollen Gebäudes gebraucht dichterische Hochstimmung vom Körper des Leibes, und religiöse Verwendung wendet es auf die Jungfrau Maria an. Man darf Zimmer in diesem Zusammenhang als Ausdruck für Geschöpf fassen (s.a. Frauenzimmer).

Zone (1)

Aus dem lat. zona ist ursprünglich ein Ausdruck der mathematischen Geographie und bezeichnet die durch die Polar- und Wendekreise begrenzten Querstreifen auf der Himmels- und Erdkugel. Als man im Zeitalter der Aufklärung nach frz. zone das deutsche Zone einführte, drang es, begünstigt durch die Lautform und Reimfähigkeit, aus dem wissenschaftlichen Bereich schnell in den allgemeinen Gebrauch hinüber. Je mehr sich das Wort von der mathematischen Genauigkeit entfernt, umso beliebter wird der Plural. In der freieren Verwendung bezeichnet Zone:

- Den Unterschied der Gegenden auf der Erde, nach dem Klima als kalt, heiß, gemäßigt.

- überhaupt verschiedene Gegenden.

-Das Klima als Lebensbedingung für Tier und Pflanze, für Charakter und Gesittung der Menschen, für die Lebensverhältnisse überhaupt: " in dieser stürmischen zone des throns verdorrt das zarte pflänzchen der liebe." `Schiller 3,131;.


Zone (2)

-Zone ist in der Dichtersprache ein Wort für die über die Weite hingehende Anschauung.

- In Wissenschaft und Technik, auch in den Verwaltungssprachen braucht man Zone, um eine von ihrer Umgebung abzuhebende Fläche oder Schicht zu bezeichnen. So hat man auf der Erde Zonen mit einheitlicher Zeitrechnung (mit völliger Umkehrung des eigentlichen Wortsinns), Zonen im Eisenbahn- und Postverkehr, neutrale Zonen im Kriegsrecht, Zonen mit verschieden abgestufter Bauart im Städtebau.

- Erogene Zonen.
Schluß über die Bedeutung architektonischer Begriffe in der Sprache

Nach Anschauung der bisherigen Überlegungen scheint es möglich einen Schluß über die Bedeutung architektonischer Begriffe in der Sprache zu ziehen, der drei wesentliche Charakteristika der Begriffsverwendungen hervorhebt und in eine These überführt:
- Architektonische Begriffe haben einen ausgeprägt bildhaften Charakter, der sich in der häufigen bildlichen Übertragung widerspiegelt.
- Mit dem architektonischen Begriff sind die Konnotationen seiner konkreten Erscheinung in der Welt verbunden.
- Der architektonische Begriff gehört aufgrund seiner Archaik zum fundmentalen Wortschatz einer Sprachgemeinschaft..

Diese drei Ergebnisse möchte ich zu folgendem Schluß verbinden:
Der architektonische Begriff (oder genauer der Begriff mit architektonischer Bedeutung) transportiert einen bildhaften Inhalt und mit dessen Konkretion in der Welt alle individuellen sowie gemeinen Konnotationen auf breiter Basis.Anhand einiger Beispiele sei dies nochmals ausgeführt:
In der Sprache der Geisteswissenschaften, vor allem der Philosophie, der Theologie und auch der Politik dient der architektonische Begriff zur Verdeutlichung des Abstrakten, des Visionären oder auch Transzendenten. Der Begriff Fundament zum Beispiel ist besonders oft zu finden, ja sogar so weit verbreitet, daß er es zum Fundamentalismus also einer generellen Weltanschauungsform "gebracht hat". überhaupt ist die Übertragung des Bildes vom "Bau" in den geisteswissenschaftlichen Bereich eklatant. Die Hinweise, die in dieser Übertragung hervortreten, sind vor allem die Konkretion und die Konnotationen Festigkeit, Nützlichkeit, Vertrauenswürdigkeit.


Die politische, philosophische, theologische Rede versucht durch die Verwendung architektonischer Begriffe zu implizieren, daß das durch sie Vertretene durchaus realisierbar ist, daß es einen Nutzen hat, daß es fest und unumstößlich ist, daß es Pläne dafür gibt, daß es vollendet werden kann, kurz alle typischen Eigenschaften des Baus.
Aufgrund der Archaik der Begriffe erweitert sich die Menge derer, die diese Begriffe verstehen können, worin natürlich gerade die Politik im speziellen deren misiionarische Vertreter einen Vorteil für die Verwendung dieser Begriffe sehen. (z.B. die politische Idee eines Hauses Europa, an dem alle Länder mitbauen; oder Helmut Kohl als Architekt der Deutschen Einheit).
Einen weiteres Sprachfeld, in dem häufig architektonische Begriffe angewendet werden, findet man in der sprichwörlichen Rede. Hierbei stehen vor allem die funktionalen und psychischen Konnotationen im Vordergrund und der bildhafte Charakter der Begriffe sorgt für die nötige Prägnanz des Sprichwortes.


 


So enthält zum Beispiel das Sprichwort "Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen" seine Aussage sowohl im von ihm erzeugten Bild (in diesem. Falle könnte man sogar schon von einem kleinen Film sprechen), als auch in der Verwendung der Materialbegriffe Glas und Stein mit deren psychischen Konotationen Zerbrechlichkeit, Ungeschütztheit, Zinsehbarkeit (Glas) in der Aktion mit Aggression (Steinwurf).
In der Poesie und Dichtung einem weiteren großen Sprachfeld treten architektonische Begriffe vor allem als Stimmungsträger in Sinne der individuellen psychischen Konnotation auf. Man läßt somit dem Hörer bzw. Leser Raum für seine eigene psychische, emotionale Interpretation des Begriffes.
Die Fachsprachen stellen architektonische Begriffe nochmals anders in ihren Dienst. Für sie stellen diese Begriffe einen allgemeinverständlichen Fundus dar, aus dem sie sich zur Neubenennung von fachlichen Erfindungen oder Zusammenhängen bedienen können.


Im Deutschen nehmen diese Neubenennungen in zunehmendem Maße ab, da man zum einen in der technischen Wissenschaft die emotionale Konnotation ausschalten möchte (hier greift man zum Lateinischen), zum anderen, weil man durch eine Übersetzung ins Englische der Globalverständlichkeit Rechnung tragen möchte.
Mit dieser Reihe von Beispielen möchte ich schließen, jedoch nicht ohnene einen Verweis auf die Umkehrung des Themas dieser Arbeit, in welcher die gedankliche Anregung zur Rückführung des Dargelegten in die Architektur liegen soll:
 
"Die Bedeutung sprechender Elemente in der Architektur"
 

Abkürzungen

and. = althochdeutsch
ags. = angelsächsisch
afries. = altfriesisch
afrz. = altfranzösisch
arord. = altnordisch
engl. = englisch
frz. = französisch
gall. = gallisch
goth. = gothisch
idg. = indogermanisch
lat. = lateinisch
mhd. = mittelhochdeutsch
nd. = niederdeutsch
ntr. = neutrum
nhd. = niederhochdeutsch
u.ä.. = und ähnliches
westgerm. =westgermanisch
westnord. = westnordisch
vgl. = vergleiche


I. BEGINN 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 18 19 20 21 22 23 II. WÖRTERBUCH A B D D E F G H L M O R S T W Z III. SCHLUSS 24 25 26 27 28